Daniel Höra: Braune Erde

Bütenow, irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern. Das Dorf blutet aus, wer kann, zieht weg. Aber dann geschieht etwas Erstaunliches: In das alte Gutshaus zieht eine Familie ein. Sie wollen wieder selbst für ihr Essen sorgen, sagen sie. Gemüse anbauen, Brot backen. Aber nicht nur das. Nach und nach nehmen die Neuen Kontakt zu den Leuten ins Dorf auf. Auch zu Ben, der Zutrauen fasst und sogar hilft, das Gutshaus auszubauen.
Aber diese Familie – da ist noch was. Diese Deutschtümelei, die Söhne konnten gerade noch daran gehindert werden, die Reichskriegsflagge ins Haus zu hängen.
Ben gerät immer weiter in einen Sumpf, den er zunächst gar nicht als solchen erkennt. Erst als die Neuen Stimmung gegen Ausländer und Andersdenkende machen – da ist es eigentlich schon zu spät, denn sie haben schon so ziemlich alle Leute im Dorf auf ihre Seite gezogen.

Die „Braune Erde“, die Daniel Höra in seinem Roman beschreibt, ist ganz bestimmt nichts, was er sich einfach nur so ausgedacht hat. Vermutlich funktioniert die moderne Nazimasche genau so: Erst die Gutmenschen spielen, um nach und nach das wahre Gesicht zu zeigen. Ausländerhass, brutale Gewalt, ja, auch Mord.
Gerade im Osten von Mecklenburg-Vorpommern haben die Nazis sich eingerichtet und bekommen noch immer erschreckend hohe Wahlergebnisse. Es gibt dort wohl Orte, wo die Nazis so ziemlich „dazugehören“.
Höra zeigt eindrucksvoll, wie einfach es als Außenstehender sein kann, in eine solche Situation reinzugeraten – und vor allem, wieder rauszukommen. Der junge Ben merkt zunächst gar nicht, dass er ins Nazinest aufgenommen worden ist. Er macht zwar Gedanken, wird aber dennoch zum Mitläufer.
Das ist alles sehr kurzweilig erzählt. Zum Ende hin geht Höra jedoch die Luft aus, das Ende kommt allzu plötzlich, fast aus heiterem Himmel.

Daniel Höra: Braune Erde
Bloomsbury, 300 Seiten
8/10


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