Héctor Tobar: In den Häusern der Barbaren

Zoff im Hause Thompson. Diesmal so schlimm, dass Gewalt im Spiel ist. Ein kurzer Ausbruch nur, aber er reicht aus, um die Blase platzen zu lassen. Sowohl Maureen als auch Scott machen sich aus dem Staub. Jeder für sich. Maureen nimmt immerhin die kleine Tochter mit, ihr Mann fährt allein.
Ihre mexikanische Bedienstete Araceli bleibt allein zurück – mit den beiden Söhnen. Sie bekommt Angst, schließlich ist völlig unklar, wo das Ehepaar Thompson ist, ob sie jemals zurückkehren, schließlich hat Araceli mitbekommen, was passiert ist. Sie schnappt sich die Jungs und will mit ihnen zu ihrem Opa. Doch die Fahrt wird eine Reise aus der Vorstadt nach Los Angeles.
Bald kehren doch die Thompsons zurück, und aus der Sache wird ein großer Skandal. Um zu leugnen, dass sie einfach abgehauen sind, sagen sie, Araceli hätte die Kinder entführt.

Tja. Immer den schönen Schein wahren. Das gute Image. Darum geht es den Thompsons. Schwäche zu zeigen, seine eigenen Fehler zuzugeben, ist nicht drin.
In der Hinsicht erzählt Héctor Tobar eine recht eindringliche Geschichte und Wahrheit und Lügen, über die aufgekratzte Mediengesellschaft, die jede Sache gleich zu einem Skandal macht und der völlig egal ist, was eigentlich dahinter steht. Denn sowohl Araceli als auch die Thompsons geraten in die Mühlen der Medien, der Gerichte, der Politik. Diese Familie mit ihrer mexikanischen Bediensteten – es scheint sich um die USA im Kleinen zu handeln. Ohne die Angestellten, die billig bezahlt werden, geht es nicht. Aber man mag sie auch nicht, beschäftigt sich gar nicht wirklich mit ihnen. Ganz typisch, und sicher ist das anderswo sehr ähnlich.
Tobar erzählt das manchmal recht ausschweifend, aber in einem angenehmen, unaufgeregten Tonfall.

Héctor Tobar: In den Häusern der Barbaren
Piper, 490 Seiten
7/10


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