Wenn eine fröhliche Party zum Albtraum wird

Die Geschichte einer Oranienburger Feier, die völlig anders ablief als erwartet

MAZ Oranienburg, 8.5.2013

ORANIENBURG
Fensterscheiben gingen zu Bruch. Gartenmöbel wurden verbrannt. Im Bad landete Shampoo auf dem Boden. Umgeworfene Tische und Stühle. Ein Chaos im ganzen Haus. Dazu zwei Fahrräder und zwei Musikboxen, die gestohlen worden sind. Das ist die Bilanz einer Oranienburger Party, die in der Nacht zum 1. Mai durchaus friedlich begann, zu der kurz nach Mitternacht jedoch die Polizei ausrücken musste.

Ein 17-Jähriger aus dem Stadtteil Süd nutzte die sturmfreie Bude – die Eltern waren auf Kreuzfahrt – für eine Party. 20 bis 30 Leute sind zu Gast gewesen. „Die Stimmung war sehr, sehr gut“, erzählt Jasmine (15), die dabei war. „Plötzlich kamen da immer mehr Leute“, erinnert sich Partygast Nils (17). „Wir haben das erst gar nicht realisiert, weil sich das ziemlich durchmischt hat.“

Es muss gegen 23 Uhr gewesen sein, als die Stimmung langsam umkippte. „Die Fremden wurden immer aggressiver“, erzählt Jasmine. Einige Mädchen seien beleidigt worden. Das Ganze muss sich weiter aufgeschaukelt haben, bis die Fremden begannen, Türen einzutreten. „Die haben auch Tische und Stühle geworfen“, sagt Nils. An einigen Stellen lag Erbrochenes auf dem Fußboden. Nils und Jasmine sagen, dass auch Rechtsradikale dabei gewesen sein sollen. Angeblich haben einige von ihnen gedroht, gleich das ganze Haus anzuzünden.

Um 23.56 Uhr ging bei der Polizei der Notruf ein. „Um 0.07 Uhr, also elf Minuten danach, waren die Kollegen vor Ort“, berichtet Toralf Reinhardt von der Pressestelle der Polizei in Neuruppin. Die Beamten waren stundenlang vor Ort. Bis um kurz vor 4 Uhr nahmen sie Personalien auf, bis 5.30 Uhr waren sie insgesamt mit dem Fall beschäftigt. „Ob wir von allen, die daran beteiligt waren, die Daten haben, kann ich nicht sagen“, so Reinhardt im Gespräch mit der MAZ. „Wir konnten ja das Haus nicht abriegeln.“ Zumal einige der Fremden das Weite gesucht haben, als die Polizei in Oranienburg-Süd eintraf.
Die Polizei nahm diverse Anzeigen auf: eine gegen Unbekannt. Im Haus ist ein Schlagring gefunden worden, wem er jedoch gehört, konnte bislang nicht ermittelt werden. Hinzu kommen Anzeigen wegen Sachbeschädigung und versuchter Körperverletzung. Dass unter den mutmaßlichen Tätern auch Rechtsradikale waren, konnte Toralf Reinhardt nicht bestätigen. Wie er jedoch sagte, musste ein Partygast vorübergehend ins Krankenhaus.

Woher die Fremden kamen, woher sie von der Party wussten, ist absolut nicht klar. „Auf Facebook haben wir sie nicht angekündigt“, sagt Nils. Der junge Partyveranstalter selbst wollte mit uns über die Ereignisse nicht sprechen, er schien zunächst sehr schockiert gewesen zu sein über die Geschehnisse in seinem Zuhause. „Er hat jedenfalls keine Feinde“, schiebt Nils hinterher und stellt noch einmal eindeutig klar: „Die Schäden hat keiner von den eigentlichen Partygästen verursacht.“ Die meisten der Freunde haben sich am nächsten Morgen im Haus versammelt, um die gröbsten Schäden zu beseitigen. Der Teppich ist wieder saubergemacht worden, auch im Bad war so weit wieder alles okay.

Am Freitag, also zwei Tage nach der Party, kamen die Eltern nach Hause, die bis zu diesem Zeitpunkt nichts von den Verwüstungen in ihrem Haus mitbekommen hatten. Wie sie reagiert haben, wissen wir nur aus zweiter Hand – aber es soll für den 17-Jährigen einigermaßen glimpflich ausgegangen sein.


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