Das!: Katja Riemann

FR 15.03.2013 | 5.15 Uhr | NDR fernsehen

Katja Riemann hat sich daneben benommen. Sie war nicht brav und hat in einer Talkshow nicht die Fragen des NDR-Moderators beantworten wollen. Große Aufregung!
Aber was genau ist eigentlich passiert?
Der von mir in der Regel sehr geschätzte Medienjournalist Stefan Niggemeier hat einen Zusammenschnitt des Interviews von Hinnerk Baumgarten mit der Schauspielerin Katja Riemann online gestellt. Die Ausschnitte lassen die Riemann nicht gerade im besten Licht dastehen. Da ist sie zickig, bockig und hat überhaupt keine Lust auf Baumgartens Fragen.
Das Echo für Riemann ist dementsprechend verheerend.

In der Tat war die Schauspielerin am Donnerstagabend in der NDR-Sendung „Das!“ zu Gast, um einen neuen Kino- und einen neuen Fernsehfilm zu promoten. In der Mediathek des NDR ist das komplette Interview zu sehen (vermutlich nur sieben Tage). Wer sich dieses ganze Bild macht, wird ein ganz anderes Bild von diesem, hüstel, Skandal haben.

Katja Riemann schien ganz offen an die Sache ranzugehen, sie plauderte mit Hinnerk Baumgarten über ihren neuen Film, und alles war okay. Dann aber machte der NDR der Riemann eine Überraschung: einen Film über ihre Kindheit in ihrem niedersächsischen Dorf, in dem ihre Lehrerin und andere Leute über Riemanns Kindheit berichteten.
Fand die Schauspielerin doof. Und das ist ihr gutes Recht! Ich würde das auch nicht wollen – ungefragt! Es ist ein Unterschied, ob ich in eine Talkshow (wie „Zimmer frei!“) gehe, in der es auch um die Biografie geht oder ob ich einen Promotermin in einer NDR-Vorabendsendung wahrnehme.

Mit diesem doofen Filmchen war die Stimmung jedoch (kurzzeitig) hin. Auch weil Baumgarten mit dieser Situation dermaßen überfordert war, dass er eine gefühlte Ewigkeit darauf rumritt, dass das ja jetzt irgendwie schade sei. Und es ging peinlich weiter: Ob denn die Riemann mal aufs Land ziehen wolle. Pffff. Die Riemann mache ja auch Musik, Baumgarten wollte wissen, wie sie komponiere, dabei macht die Riemann das seit Ewigkeiten nicht mehr. Baumgarten hielt an seinem Ablauf fest und ritt sich in die tiefe Scheiße. Nach so einem Patzer weiter im Privatleben zu bohren und dann auch noch einen Recherchefehler zutageführen – ist doch klar, dass die Riemann sauer wird.

Aber sie beruhigte sich sogar: Was im Niggemeier-Zusammenschnitt wegfiel, war, dass sich Baumgarten und Riemann danach wieder ernsthaft unterhielten – über Riemanns Engagement für arme Kinder in armen Ländern. Auch über ihren Fernsehfilm, der schon auf arte lief und Mittwoch im Ersten wiederholt wird, gab sie Auskunft.
Als aber Baumgarten wissen wollte, ob sie sich – wie die Frau im Film – auch eine Abhängigkeit vorstellen könne, fragte Riemann ihn – und auch das zurecht – ob er das ernst meine.
Hinnerk Baumgarten kam null damit klar, dass Katja Riemann nicht die Antworten gab, die er in seiner Langweiligkeit erwartet hatte.
So laufen die Talkshows heute wohl ab: Stichwörter nennen, Reden lassen. Fragenkatalog abarbeiten. Aber da machte die Riemann offenbar nicht mit. Blöde Fragen konterte sie mit Ehrlichkeit. Das kann man ihr keineswegs vorwerfen.

Ein beeindruckendes Interview – aber wo ist da der Skandal? Eher wirft die Sache ein schlechtes Licht auf das Team der NDR-Sendung „Das!“. Ich habe wirklich keine Ahnung, wo Katja Riemann da einen Skandal verursacht haben könnte.


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Kommentare

13 Antworten zu „Das!: Katja Riemann“

  1. ThomasS

    Ein bissl spröde und divenhaft-zickig kam sie m.E. schon rüber.

    Ich finde, sie hätte schon etwas souveräner mit der Situation umgehen können. Auch wenn ihr das Ganze peinlich war, hätte sie anders reagieren können. Wozu ist sie eine Schauspielerin, sogar eine gute. So entstand der Eindruck, Frau Riemann hätte die Einladung nur angenommen, um ihre PR-Nummer durchzuziehen und würde alles andere als >Zumutung empfinden.

    Diese „Das!“ Sendung schaue ich kaum.
    Daher weiß ich nicht, ob es dort manchmal üblich ist, „Zimmer-frei“ – ähnlich das Umfeld der Gäste zu befragen und das in einem Einspieler zu zeigen, oder ob es sich hier um einen Ausnahmefall handelte. Ich muss meine Mutter mal dazu befragen, die schaut das „Rote Sofa“ fast jeden Abend.

    Immerhin macht die Reaktion von Frau Rieman zweierlei deutlich. Zu einen scheint sie keinen Kontakt mehr zu den Menschen ihrer Kindheit zu haben. Sonst hätte sie vorher gewusst, was auf sie zukommt – es sei denn, der Film wurde ein paar Stunden zuvor aufgenommen. Zum zeigt das Interview, dass Prominente auch nur Menschen sind, die auch mal einen schlechten Tag haben können. Das macht sie mir fast wieder sympathisch.

  2. RT

    Hm, also ich habe auch keinen Kontakt zu meinen Grundschullehrern mehr.

  3. ThomasS

    Und wie schaut’s mit der Nachbarschaft aus, die dich noch als Dreikäsehoch kannten?

    Wie gesagt … ich habe keine Ahnung, ob solche Einspieler bei „Das!“ gang und gäbe sind oder ob die das gag bei Frau Riemann extra gemacht haben, vielleicht sogar, weil die noch irgendeine Rechnung mit ihr offen hatten, von der wir nix wissen. In dem Fall wär’s natürlich echt schofel von der „Das!“ Redaktion und sie hätte es verdient, sich für dieses unfaire Vorgehen jede Menge Shitstorm einzuhandeln.

    Im übrigen bleibe ich bei meiner vorigen Aussage:
    Ich hätte einer professionellen Schauspielerin wie Frau Riemann eine souveränere Reaktion zutrauen mögen, gestehe ihr aber zu, dass sie auch nur ein Mensch ist und an diesem Tag vielleicht nicht so ganz auf der Höhe war.

  4. RT

    Was wäre für dich souverän?
    Dass sie sagt: „Och, dankeschön!“ „Wie lieb!“ Und immer schön lächeln? Warum immer die Etikette einhalten und zu allem ja und amen sagen?

  5. ThomasS

    Nein, das nicht. Sie hätte ja durchaus zeigen können, dass es ihr unangenehm ist, mit Erinnerungen aus ihrer Kindheit konfrontiert zu werden. Aber versetzt mit ein bisschen Humor wäre die Reaktion sympathischer rübergekommen – auch wenn dieser Humor dann nur aufgesetzt wäre. Ich denke z.B. auch nicht, dass alle Gäste bei „Zimer frei“ so glücklich darüber sind, wenn in ihrem Privatleben herumgstochert wird. Aber die meisten machen eben gute Miene zum heiteren Spiel – jedenfalls wenn sie nicht grad Guido Westerwelle heißen.
    Allein schon, um sich selbst keine Blöße zu geben.

    Die Riemann wirkte auf mich fast schon ein bissl geschockt, und das fand ich wiederum irgendwie überzogen und unangemessen. Denn selbst wenn sie damit quasi überrumpelt worden sein sollte … sooo schlimm war das Filmchen ja nun auch wieder nicht.

  6. RT

    Ich glaube, dass bei „Zimmer frei!“ kein Filmchen läuft, für das der Promi keine Erlaubnis gegeben hat.

  7. ThomasS

    Und bei „Das!“ wäre das der Fall gewesen?
    Nun, in diesem Fall sollte man vielleicht den Fernsehkritiker auf die Sendung aufmerksam machen.
    Wie war die betreffende E-Mail-Adresse noch?
    hinweise@fernsehkritik-tv? K.A.
    Er hat seine diversen Postfächer ja in der letzten Sendung vorgestellt.
    Ich werd das aber nicht machen!
    Zumal er er mir ja am Schluss bei verschiedenen Gelegenheiten zu verstehen gegeben, dass er mich nimmer ernst nehmen will / kann / darf.
    Wer nicht will, der hat schon!

    (Sorry, das musste mal raus. Auch wenn ich mich mit diesem Kommentar vermutlich grad in ähnlicher Weise nackig mache wie Frau Riemann in der Das! – Sendung.)

    Es gab mal eine Zeit, da hat der Kritiker auch mich zitiert, so wie er manchmal noch dich zitiert. Der Kritiker ist manchmal sowas wie ein Ideen-Staubsauger. Und warum auch nicht.
    Was wären unsere persönlihen Ideen, Eindrücke und Erkenntnisse auch ohne den Kritiker, der sie quasi unter seinem eigenen Label in die Öffentlichkeit herausposaunt. Sie würden fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Ich habe den Kritiker durchschaut. Leute wie er sind darauf gepolt, nur brauchen zu können, was ihnen und ihrer Sache nützt und dient. Alles andere (und alle anderen) lassen sie knallhart fallen und haben auch kein Problem damit. Und vielleicht ist dieses Auswahlverfahren ja sogar im Emdeffekt ganz sachdienlich.

    Mich macht diese Erfahrung umso mehr zum Walserianer.
    Zum besseren Verständnis der Problematik (falls überhaupt irgendjemand Wert darauf legt, die Problematik besser zu verstehen) darf ich den Roman „Brief an Lord Liszt“ empfehlen.
    Ich habe grad nochmal nachgeschaut:
    Antiquarisch ist das Buch über Amazon ab 0,01 Euro plus Porto erhältlich.

    Am meisten beindruckt hat mich diese Geschichte mit den Silvester-Anrufen. Und da ich auch die Biografie „Martin Walser“ von Jörg Magenau kenne, weiß ich, dass das nicht erfunden ist, sondern auf Tatsachen beruht.

  8. RT

    Sorry, kann dir nicht mehr so ganz folgen.
    Welcher Kritiker hat dich zitiert und manchmal mich? Verstehe ich nicht.

  9. ThomasS

    Sorry, aber dass du so schwer von Begriff bist, das kann ich dir nicht abkaufen. Zumal ja aufgrund der von mir genannten Web-Adresse deutlich wurde, von wem hier die Rede ist. Ich würde vorschlagen … Thema beendet im gegenseitgen Einvernehmen. Einverstanden?

  10. RT

    Ich habe deshalb gefragt, weil ich mir kaum vorstellen kann, dass der Fernsehkritiker dich zitiert und es mir bisher entgangen ist, dass er mich zitiert.

  11. ThomasS

    Zitieren war vielleicht der falsche Ausdruck. Sagen wir so: Einige Gedanken, die ich im Internet veröffentlich hatte, habe ich dann auch in seiner Sendung wiedergefunden. In ähnlicher Weise hatte ich den Eindruck, einiges von dem wiederzufinden, was ich zuvor bei dir gelesen hatte.

  12. RT

    Das halte ich für reinen Zufall.

  13. ThomasS

    Brav! 😀

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