Stimmung(skiller) mit Dingeling

DJ oder Alleinunterhalter auf einer Party zu sein, das ist ein harter Job. Manchmal kann es aber auch hart sein, einem DJ oder Alleinunterhalter ausgeliefert zu sein.
So etwas habe ich am Sonnabend erstmals erlebt.
Ich nenne den guten Mann mal Rüdiger Tiffy. Rüdiger baute schon bei Mittagessen seinen Discokram auf. Eine Musikanlage und bunt blinkende Scheinwerfer. Und zwei Gitarren. Letzteres ließ schon Böses erahnen.

Rüdiger ist nicht einfach nur DJ, Rüdiger will mehr. Er will Spaß. Mit sich und seinem – wie er hofft – willigen Publikum.
Rüdiger stellt sich uns vor und beginnt auch sogleich ein Liedchen zu singen. Ähm, nun ja. Oder auch sechs oder sieben. Total witzige Humorlieder medleymäßig aneinandergereiht. Zwischendurch gibt es einen Klein-Fritzchen-Witz, und man weiß gar nicht genau, wohin man eigentlich kriechen muss, damit man das nicht hören muss. Bringt aber sowieso nichts, denn schon wir man gruppenweise nach vorn gerufen, um irgendwelche Mitmach-und-Mitklatsch-Spiele zu treiben. Und ich hasse solche Mitmach-und-Mitklatschspiele.
Humorterror. Wir waren gefangen in Rüdigers Nostalgiehumorshow.
Rüdiger macht ein Programm, wie es im Seniorenklub vor 25 Jahren vielleicht mal ganz lustig war. Vielleicht.

Und es hört nicht auf. Noch ein Lied. Und noch ein Gag. Dann auch noch das Lied vom „Dingeling“. „Mein Dingeling‚ dein Dingeling. Wir alle haben ein Dingeling!“ Und während wir alle unser Dingeling suchen und vor Fremdscham schon ganz unruhig sind, kündigt Rüdiger ein letztes Lied an.
Acht Minuten und sechs Lieder später sagt Rüdiger, dass nun wirklich gleich Schluss sei.

Wenn Rüdiger doch mal Songs von der CD spielt, dann ist ihm langweilig. Also schnappt er sich eine der älteren Damen und tanzt mit ihr.
Rüdiger macht so ziemlich alles falsch, was ein DJ falsch machen kann. Sein Programm scheint endlos, es ist unwitzig, er schmeißt sich an seine Kunden ran. Ein DJ sollte in all seiner Präsenz nicht präsent sein. Humornummern sollten schon witzig sein, wenn man sie denn bringt. Aufdringlich sollte ein DJ eigentlich nie sein, und wenn dann nur in Ausnahmefällen. Vor allem sollte ein DJ erkennen, wann’s denn mal gut ist und er mal Pause machen sollte.
Aber vermutlich ist Rüdiger in der Tat mehr Alleinunterhalter als DJ. Insofern hat da wohl jeder eher beim Engagieren eine etwa unglückliche Entscheidung getroffen.

Beim nächsten Mal gibt’s hoffentlich wieder einen richtigen DJ, und ich suche jetzt mal nach meinem Dingeling.


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