Erst Abi in Oranienburg, nun verliebt in Mexiko

Josua Wendt (20) kümmert sich für ein Jahr um arme Kinder

MAZ Oranienburg, 7.3.2013

Anfangs musste sich der Oranienburger mit den Kindern oft mit Körpersprache verständigen. Sie haben ihn auch oft verbessert.

ORANIENBURG
Das mit dem Spanischsprechen läuft schon sehr gut. Ohne diese Sprache wäre Josua Wendt in Mexiko auch ziemlich aufgeschmissen. Der 20-jährige Oranienburger arbeitet noch bis Mitte August in San Cristóbal de las Casas im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, ganz im Süden des Landes.
„Ich arbeite in einem Kinderprojekt in einem armen Stadtviertel“, erzählt er. Das Projekt nennt sich Syjak, eine Art Hort, in den die Kinder nach der Schule kommen können. Sie kriegen etwas zu essen und werden beschäftigt. Josua ist der Leiter der ältesten Kinder. „Ich gebeNachhilfe und bringe ihnen das Rechnen und Schreiben bei“, erzählt er. „Außerdem organisiere ich Besuche in Museen.“

Vergangenen Sommer hatte Josua Wendt im Oranienburger Runge-Gymnasium sein Abi in der Tasche. Die Zeit zwischen Schule und Uni wollte er sinnvoll nutzen. „Nach längerem Suchen bin ich auf das Welthaus Bielefeld gestoßen, das neben sozialen Projekten in Bielefeld und ganz Deutschland auch Freiwillige ins Ausland versendet“, erzählt er. Das Welthaus übernimmt 75 Prozent der Kosten, den Rest muss der 20-Jährige durch einen Förderkreis aufbringen. Der besteht aus Freunden, Bekannten, ehemaligen Lehrern und Ärzten. Ein Gefühl der Freude und Dankbarkeit erfülle ihn deshalb.

Am Anfang war alles neu für ihn. „Nicht zu vergleichen mit meinem halbjährigen USA-Austausch“, sagt Josua. „Auf Arbeit musste ich mich erst einmal an den Tagesablauf gewöhnen und meine Tätigkeit definieren.“ Zwei Monate dauerte es, bis er sagen konnte: Ich bin angekommen.
Um sich mit den Kindern zu verständigen, war anfangs noch viel Körpersprache gefragt. „Und mit ständigem Verbessern haben sie mir auch sehr weitergeholfen.“ Er schätzt sehr, dass es in seinem Projekt um Werte wie Respekt, Ehrlichkeit und Gemeinschaft geht.

Ganz allein ist er in San Cristóbal de las Casas nicht. „Es gibt noch andere Freiwillige aus Deutschland, mit denen ich ab und zu Zeit verbringe“, erzählt Josua. Dennoch vermisst er natürlich seine Lieben daheim. Und die Dusche, ohne 20 Minuten vorher den Gasboiler einschalten und warten zu müssen. Oder mal einen Döner. Und die S-Bahn. Und ganz klar: „Mein Bett.“
Aber er mag auch viele Dinge in Mexiko. „Ich habe mich verliebt in dieses Land“, sagt er. Vor allem in die Hilfsbereitschaft und Offenheit der Leute. Er besucht einen täglichen Salsakurs, geht auch mal ein Bier trinken oder ins Fitnessstudio. Störend seien jedoch der miese Umgang mit der Umwelt, Wahlmanipulationen und fehlende Pressefreiheit.
In Deutschland will er ab Herbst eventuell ein Politikstudium beginnen.

Josua Wendt bloggt auf josselmexiko.blogspot.mx


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