Kunst im Bananenbunker

Bunker gibt es nicht nur unter der Erde. In der Reinhardtstraße in Berlin-Mitte steht ein Betonklotz aus dem Zweiten Weltkrieg, der ehemalige Reichsbahnbunker.
Ich habe mich natürlich gefragt, welchen Sinn ein überirdischer Bunker hat, aber die Betonplatte auf dem Dach war wohl so stark, dass da die eine oder andere Bombe raufdonnern konnte, ohne dass irgend etwas passiert.

Zu DDR-Zeiten diente der Klotz zur Lagerung der Bananen aus Kuba, nach der Wende war dort ein Klub mit Fetischpartys und Darkrooms.
In den 2000ern kaufte das Künstlerehepaar Boros den Bunker. Jetzt werden dort Kunstausstellungen gezeigt – Werke aus dem Privatbesitz des Paares.

Natürlich waren wir einerseits dort, um uns den Bunker mal von innen anzusehen. Wer an dem hässlichen Ding vorbeiläuft, ahnt gar nicht, was sich dort drinnen befindet. Es gibt keinen Hinweis draußen an der Tür. Selbst wenn man mal rein geht – kein Schild, kein Hinweis. Wer da reingeht und an den Tresen tritt, weiß allermeistens, warum er dort ist.
In einer Führung ließen wir uns die Kunstschätzte auf den vier Etagen zeigen.

Zwischen Unsinnigem, Beklopptem und Wunderlichem fanden wir auch viele spannende Dinge, ja, sogar einiges, was ich als irgendwie genial bezeichnen würde.
Schon im Wartebereich hörten wir ein Brummen, das Geräusch eines lauten, übersteuern Lautsprechers. Und ein Klopfen, ein Klicken, was irgendwie ein wenig wie die Mauerspechte 1989 an der Berliner Mauer klang.
Das Brummen kam von einer Installation mit einigen schwarzen Wänden, dazu das Brummen. Soll irgendwie heißen, dass die Zukunft ngewiss ist. Oder was auch immer. Nicht sehr spannend.
Auch das Klopfen erwies sich als Enttäuschung. Auch das kam nur aus Lautsprechern neben einem gekrümmten Spiegel. Hatte nichts mit Mauerspechten zu tun.
Auf großen Tafeln standen Ziffern, drumherum Goldstaub und Farbe. Kunst eben.

Aber es gab auch Dinge, die mich wirklich beeindruckt haben. In einem Raum standen sich zwei Stehlampen genau gegenüber. Dazwischen ein Spiegel. Es hätte durchaus sein können, dass man den Spiegel für ein Fenster halten konnte. Man war sich nicht sicher: Spiegelbild oder die andere Lampe.
In einem anderen Raum stand ein Popcornautomat, der während der kompletten Ausstellungszeit Popcorn produzieren soll, auf dem Boden daneben liegt schon ein großer Haufen. Irgendwie witzig.
Ein Autoreifen wurden mit einem Motor in Bewegung gebracht, wenn jemand den Raum betritt. Es klang erst so, als wenn eine Schallplatte ohne Musik abgespielt wird, ein knistern. Doch das Rad drehte sich schneller, es begann, nach Gummi zu riechen, der Abrieb sammelte sich auf der Erde.

Es gibt noch vieles mehr zu entdecken in dem Bunker. Manches ist beeindruckend, manches einfach nur … na ja, Kunst eben.
www.sammlung-boros.de


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