Es gibt Bücher, da weiß man schon nach drei Seiten: Das wird nix. Da gibt man dem Werk noch eine Gnadenfrist von ein paar Kapiteln, bevor man aussteigt. Und dann hat man doch Skrupel, einfach aufzuhören und liest widerwillig weiter. Wenn man Glück hat, dann passiert es doch: Das Buch wird interessant. Es passiert selten, aber es passiert. Wie im Roman von Marcus Werner.
Nico Laus (das ist schon mal ein, ähm, Brüller) ist gerade mal 18, als er von zu Hause abhaut und nach Köln zieht. Er hat keinen Plan, aber verdammt viel Glück. Einem unfassbaren Durchfall verdankt er es, dass er auf dem Zugklo ein Mädchen kennenlernt, das ihm ein WG-Zimmer anbietet und einen Job – als Kabelhilfe beim Fernsehen. An einem defekten Stromkabel holt er sich einen Schlag – und kann plötzlich Gedanken lesen.
Eigentlich ist der Roman eine Katastrophe. Das Cover ist grauenvoll peppig, es ist mies geschrieben, in einem ziemlich peinlichen Jugendsprech. Die Geschichte ist in der ersten Hälfte des Romans unfassbar langweilig, das Spannende passiert erst weit nach Seite 100.
Die Fernsehgeschichte ist eigentlich ganz interessant, auch, weil einige interessante Dinge über die Branche erzählt werden. Auch die Gedankenleserei ist ein nettes Gimmick. Kommt aber alles viel zu spät. Nur wer Geduld hat, sehr viel Geduld, wird überhaupt erst bis dahin, wo es spannend wird, vordringen.
Eigentlich müsste der Roman-Untertitel lauten: Wie die Story dann doch noch ganz annehmbar wird.
Marcus Werner: Mit einem Schlag – Wie ich dann doch noch zum Helden wurde
ro ro ro, 254 Seiten
4/10
Schreibe einen Kommentar