Wenn zwei sich streiten

Kremmens Schiedsleute: Doris Kegel und Johann Koch vermitteln unter Nachbarn

MAZ Oranienburg, 10.11.2012

Oft lassen sich die Probleme schnell lösen, aber in 15 Prozent der Fälle kommt es zur Verhandlung.

KREMMEN
Mit Streitereien kennen sich Doris Kegel und Johann Koch aus. Zoff ist ihr Spezialgebiet, oder eher: ihn zu schlichten. Die Sommerfelderin und der Flatower sind seit fast zwei Jahren die Schiedsleute von Kremmen.

Wenn zwei Nachbarn sich streiten, dann kommen sie ins Spiel. Stehen Bäume falsch oder macht einer zu viel Lärm, wendet sich meist eine der zerstrittenen Parteien an die Schlichter. „Wir übernehmen die Verhandlung“, sagt Johann Koch. Oft lässt sich das Problem schon in einem so genannten Tür- und Angelgespräch lösen. In etwa 15 Prozent der Fälle kommt es dann aber tatsächlich zu einer Verhandlung im Saal des Rathauses.
„Wir wollen dort einen Ausgleich herbeiführen“, sagt Doris Kegel. „Jeder legt seine Position auf den Tisch.“ Das klappt meistens ganz gut. „Die Leute sind recht friedlich, wenn man mit ihnen redet.“ Sie machen Vorschläge, suchen gemeinsam mit den Streithähnen nach einer Lösung. Am Ende steht der Schiedsspruch.
Wenn sich die beiden Parteien danach immer noch nicht einig sind, dann geht die Sache vor Gericht. „Nachbarschaftsstreitigkeiten müssen aber immer erst über uns laufen, sonst nimmt das Gericht die Fälle gar nicht an“, sagt Johann Koch.

Die ehrenamtliche Arbeit macht den beiden Spaß. „Immer wieder, aber nicht durchgängig“, sagt der Flatower. „Manchmal ist es schon frustrierend, wenn man zerstrittenen Menschen nicht helfen kann.“ Alles in allem seien die Kremmener aber friedfertige Menschen. Nur zwei bis acht solcher Verhandlungen finden im Jahr statt.

Im Januar 2011 haben Doris Kegel und Johann Koch ihre Arbeit begonnen. Sie hatte einst eine leitende Position im Handel, ist seit zehn Jahren in Rente. Er arbeitete in Berlin als Schulpsychologe. Gewaltprävention, Krisenintervention und Konfliktvorbeugung waren seine Themen. Das passt.
Beim Bund für Schiedsmänner und -frauen belegen sie regelmäßig in Neuruppin Fortbildungskurse. Beim nächsten geht es um Vergleichsformulierungen. „Das ist wichtig“, sagt Doris Kegel. „Denn durch schlechte Schlichtersprüche kann man die Situation auch verschlimmern.“ Für den Job, den sie leisten, bekommen sie von der Verwaltung eine kleine Aufwandsentschädigung. „Man muss sich am Anfang ziemlich einfummeln in die Materie“, sagt Johann Koch. „Das hat mich ganz schön Zeit gekostet.“ Gelingt es ihnen jedoch, einen Streit beizulegen, ist es die Mühe wert.

Immer am ersten Dienstag im Monat findet zwischen 17 und 18 Uhr die Sprechstunde der Schiedsleute statt. Dann können sich die Kremmener ganz ohne Anmeldung im Saal des Rathauses mit Doris Kegel und Johann Koch unterhalten.


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