Doppelt so hohe Gebühren

Ärger um die geplanten Gema-Tarife / Marwitzer Diskobetreiber müssten jährlich fast 6300 Euro zahlen

MAZ Oranienburg, 10.7.2012

Die Auswirkungen der Tarifreform sind unklar. Eigentlich müssten wir die Eintrittspreise senken, statt erhöhen, sagt Tom Wittenbecher von der „Beat-Fabrik“.

OBERKRÄMER/KREMMEN
Die Gema spricht von Gerechtigkeit. Tom Wittenbecher von der Marwitzer „Beat-Fabrik“ nennt es „nicht sehr clever“ und drückt sich damit noch vorsichtig aus.
Die Rede ist von der geplanten Neustruktur der Gema-Gebühren. Etwa zehn Prozent der Eintrittspreise sollen dann an die Verwertungsgesellschaft gehen, die die Gebühren für ihre Mitglieder eintreibt. Fällig werden sie, wenn öffentlich bei Veranstaltungen Musik gespielt wird. Die Höhe der Gebühren richtet sich nach der Größe des Veranstaltungsraumes und der Höhe der Eintrittspreise. Bisher wabern allgemeine Zahlen und Durchschnittswerte durch die Medien. Tom Wittenbecher und Susan Beastoch von der Marwitzer Diskothek „Beat-Fabrik“ nennen nun konkrete Zahlen.

„Bei uns fallen in diesem Jahr 3120 Euro Gema-Gebühren an“, sagt Wittenbecher, der die Disko seit 15 Jahren betreibt. „Kommt es zur Tarifreform zahlen wir 6296 Euro.“ Das wäre mehr als das Doppelte. Hinzu kommt wohl ein Aufschlag um 50 Prozent, wenn die Party länger als fünf Stunden dauert – und das ist in Marwitz grundsätzlich so. Ob sie das stemmen können, wissen Wittenbecher und Beastoch nicht. Damals, zur Eröffnung 1997, zahlte die „Beat-Fabrik“ gerade mal 1874 Euro an die Gema. „Das Problem ist: Wenn wir die Preise erhöhen, will auch die Gema mehr Geld“, sagt Tom Wittenbecher. Es wäre deshalb eigentlich sinnvoller, die Eintrittsgelder eher zu senken, ob die Besucher in Marwitz dafür aber bereit wären, mehr für Getränke zu zahlen, ist ungewiss.

Bislang erhöhte die Gema die Gebühr alle zwei Jahre, aber nie so drastisch wie es für 2013 geplant ist. „Ich kann das nicht verstehen“, sagt der Marwitzer Diskobetreiber. Er und seine Partnerin Susan Beastoch üben Kritik an der Undurchsichtigkeit der Verwertungsgesellschaft. „Niemand weiß, wie viel eigentlich beim Künstler ankommt“, so Wittenbecher. „Der Verteilungsschlüssel ist nicht offen.“ Bekannt ist dafür, dass der Gema-Vorstand fast eine halbe Million Euro erhält.
Unfair finden die Marwitzer vor allem, dass die Gebühr auch von der Quadratmeterzahl der Disko abhängig ist. „Die Gema geht von einer 85-prozentigen Auslastung aus, aber die muss man erst mal haben“, sagt Tom Wittenbecher.

Betroffen sind auch Veranstaltungen wie das Hafenfest in Velten, das Wittenbecher und Beastoch betreuen. Für solche Events steigen die Gebühren um weit mehr als das Doppelte. „Hätten wir 2012 das Hafenfest veranstaltet, wären 421 Euro Gema-Gebühren pro Tag fällig gewesen. 2013 sind es 1059 Euro. Ähnliches gilt für die Veltener Kneipennacht. Jede teilnehmende Gaststätte zahlte 2011 eine Gebühr von 95 Euro, 2013 wären 160 Euro fällig. Wittenbecher hat das alles ausgerechnet.

Auch die Beachparty am Veltener Bernsteinsee könnte die Erhöhung treffen. „Partys mit elektronischer Musik aber wahrscheinlich eher, als wenn Bands auftreten“, sagt Veranstalter Christian Rietzke von der Right Now Showproduktion GbR. Völlig unklar ist noch, wie sich die neuen Preise auf Stadt- und Dorffeste auswirken. „Die Gebühren sind bislang immer unterschiedlich hoch“, sagte Sabine Großmann vom Hauptamt in Oberkrämer gestern. „Da bin ich noch nie wirklich dahintergestiegen.“ Das Geld dafür kommt aus den Töpfen der verschiedenen Ortsteile, in denen die Feste stattfinden.

Die Gema argumentiert, dass viele von der neuen Preisstruktur profitieren würden, Tom Wittenbecher von der „Beat-Fabrik“ kennt niemanden. Das ruft auch den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) auf den Plan. Der Kreisvorsitzende Norbert Stolley, der im Kremmener Scheunenviertel das „New Coldehörn“ betreibt, findet die geplante Gebührenerhöhung nicht richtig. „Die Betreiber von Diskotheken und Tanzlokalen betrifft das ganz besonders“, sagte er gestern auf Nachfrage der MAZ. Beim nächsten Dehoga-Stammtisch am 28. August um 14.30 Uhr im Zehdenicker Havelschlösschen will er das Thema besprechen.


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