Eine haarige Sache

Eichenschädling: In Neuholland nur noch im Schutzanzug auf dem Radweg

MAZ Oranienburg, 20.6.2012

Bei Groß-Ziethen, in Wolfslake, Neuholland und Nassenheide: Der Eichenprozessions- spinner frisst die Bäume kahl.

OBERHAVEL
Fred Hoffmann aus Neu-Vehlefanz wollte sich das Drama nicht mehr ansehen. Auf dem Gelände seiner Autowerkstatt in Wolfslake nistete sich der Eichenprozessionsspinner ein. Mit einem Autostaubsauger rückte Hoffmann den Tieren auf den Pelz. „Am Abend hatte ich schlimme Pusteln am Körper“, erzählt er. Kein Wunder: Schon der kleinste Kontakt mit den umherfliegenden Härchen kann allergische Reaktionen auslösen.

Überall in Oberhavel sind Eichen von den Spinnern befallen. Die grauen Nester an den Stämmen sind deutlich zu erkennen, oft bilden sie lange Linien hoch bis in die Astgabeln. Die Bäume sehen aus wie im Dezember: kahl, vertrocknet, tot. Ein Brennpunkt ist die Straße zwischen dem Ortsausgang Groß-Ziethen und dem Abzweig Klein-Ziethen. Nutzer unserer Facebook-Seite „MAZ Oranienburg“ meldeten den Schädlingsbefall außerdem im Nassenheider Forst sowie auf der Strecke zwischen der Borgsdorfer Kreuzung und Lehnitz.

Besonders schlimm sieht auch die Eichenallee in Neuholland aus. Zwischen dem Abzweig ins Dorf und der Hamburger Kreuzung entlang der L213 sind die Bäume braun und fast kahl. Der Radweg ist an dieser Stelle kaum noch benutzbar. Regelrechte Schutzanzüge wären nötig. „Wir haben Angst, dort langzufahren“, sagt die Neuholländerin Heike Steger. Ihre Sportkollegin Doreen Lässig hat erlebt, was passiert, wenn sich Radler nicht schützen: „Nach ein paar Stunden fängt es tierisch an zu jucken“, erzählt sie. „Später hatte ich richtige harte Stellen und große Pusteln.“ Fast 14 Tage dauerte es, bis alles verheilt war. Schon oft fragten sie in der Stadtverwaltung nach, warum nichts gegen den Eichenspinner getan wird. „Oft halten dort Touristen an und bestaunen die Spinner“, erzählt Heike Steger. „Sie wissen nicht, dass das gefährlich ist.“ Die Liebenwalder Stadtverwaltung ließ an der Stelle ein Schild aufstellen: „Achtung, Eichenprozessionsspinner!“ Heike Steger ist das zu wenig. „Das sagt kaum was aus“, findet sie.

Andrea Goldhammer vom Liebenwalder Ordnungsamt muss sich oft Beschwerden über den Schädling anhören. „In den Orten haben wir den Spinner vielerorts schon entfernt“, sagt sie. An der Zehdenicker Straße in Liebenwalde, in Neuholland und Freienhagen waren die Bekämpfer schon vor Ort. „Aber an der Landesstraße sind uns die Hände gebunden.“

[Landesbetrieb winkt ab.]

Heike Steger aus Neuholland kann das nicht verstehen: „Es werden Millionen Euro für Radwege ausgegeben, die wir nicht nutzen können.“ Sie findet, dass der Weg gesperrt werden müsse.

Bei Fred Hoffmann ist das Ordnungsamt Oberkrämer bereits aktiv gewesen. „Die gröbsten Nester sind weg, aber das ist nur ein Bruchteil aller befallenen Bäume“, sagt er. Dirk Eger, der Leiter des Ordnungsamtes in Oberkrämer, setzt bei der Bekämpfung des Spinners Schwerpunkte. „Dort, wo Leute unterwegs sind, vor allem Kinder, werden wir aktiv“, sagt er. So kündigte er an, dass die Nester an den Bäumen im Eichstädter Heidegarten entfernen werden. „Alle Schädlinge zu bekämpfen, dazu sind wir nicht in der Lage.“


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