Der Riss

Ich habe einen Riss in der Wand. Und die Bahn ist daran schuld. Sagt jedenfalls mein Hausmeister.

Besonders unangenehm ist es im Winter, wenn draußen knackig kalte Temperaturen herrschen. Dann zieht die Luft durch einen Spalt unterm Fensterbrett durch. Davon ausgehend zieht sich ein klitzekleiner Riss ein paar Zentimeter lang über meine Außenwand. Ich hänge eine Decke davor, denn mein Bett steht unmittelbar unter diesem Riss. Ich habe dann immer das Gefühl, als ob ein ganz leichter Wind weht. Unangenehm.

Vielleicht ändert sich das ja mal. Der Hausmeister hat einen Blick darauf geworfen und will sich kümmern.
Und, wie gesagt: Die Bahn ist schuld. An anderen Stellen im Haus gebe es viel größere Risse, sagte der Hauswart.
Kein Wunder: Gerade nachts donnern lange Güterzüge durch Oranienburg, und ich kann jeden davon nicht nur hören, sondern auch spüren. Nämlich dann, wenn die Erde schwingt, leicht bebt. Wenn die Scheiben klirren und ich merke, wie der Boden unter meinen Füßen wackelt.
Die Sperrung der Bahnstrecke ab September hat in der Hinsicht ja doch was Gutes: ein halbes Jahr wackelfrei.


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