Eurovision Song Contest 2012

SA 26.05.2012 | 21.00 Uhr | Das Erste

Breaking News: Energiekrise erreicht Zypern! Bitte sprechen Sie besonders leise, damit das Licht anbleibt!
Das war wohl der seltsamste Augenblick beim Eurovision Song Contest 2012: Als bei der Punktevergabe Zypern an der Reihe war, flackerte beim Sprecher das Licht immer dann, wenn er besonders laut sprach. Aber vielleicht war das ja auch eine Sanktion von Aserbaidschan, falls die Punktevergabe aus Zypern nicht so ausfällt, wie man sich das in Baku eventuell gewünscht hat.

Schweden hat den ESC 2012 haushoch gewonnen. Europa hat sich auf das skandinawische Land einigen können, fast überallher kamen Punkte für Loreen und ihren fantastischen Song „Euphoria“.
War ich nach den beiden Halbfinals noch auf der Seite Russlands, die mit den Buranowski Babuschki antraten, stimmte ich dann doch für Schweden ab. Im internen Tippspiel setzte ich Russland jedoch auf die 1, Schweden auf die 2.
Die Bühnenshow von Roman Lob war zwar ein bisschen lahm, für einen tollen 8. Platz hat der Auftritt trotzdem gereicht.

Europa erlebte nach Düsseldorf 2011 auch in Baku eine große Show der Superlative. Kein Wunder, denn das Team, das dafür verantwortlich war, war wohl weitgehend dasselbe. Aber dennoch: Der Eurovision Song Contest 2012 war geprägt von Propaganda und Folklore, von Ich-Bezogenheit und Piefigkeit.
Die Eröffnung der Show war langatmig, ganz im Gegensatz zum Entertainment-Feuerwerk von Düsseldorf.
Die Postkarten, die jeweils vor den Künstlern zu sehen waren, beschäftigten sich ausschließlich damit, wie toll doch Aserbaidschan ist, ohne Bezug zu den Gästen. Die tollen Bauten, die Wirtschaft, die Energie. Eigentlich hatte die Produktionsfirma Brainpool humorvollere Stücke vorbereitet, die wollten die Offiziellen in Baku jedoch nicht haben. Aber nicht umsonst wurde die Show vom „Aserbaidschan-Tourismus“ und von einem staatlichen Ölbetrieb gesponsert.
In der Pausenshow sang der Schwiegersohn des aserbaidschanischen Präsidenten ein belangloses Poplied.

Während der mehr als 200-minütigen Show hatte niemand den Arsch in der Hose, gegen die Missstände in Aserbaidschan Flagge zu zeigen. Gegen die niedergeschlagenen Demos, die beschnittene Pressefreiheit. Nur eine äußerte sich: Anke Engelke. Als sie von Hamburg aus die deutschen Punkte bekanntgab, sagte sie auf Englisch: „Heute Abend konnte niemand für sein eigenes Land abstimmen. Aber es ist gut, wählen zu können. Und es ist gut, eine Wahl zu haben. Viel Glück auf deiner Reise, Aserbaidschan! Europa beobachtet dich!“ Damit ist Anke Engelke die deutsche ESC-Heldin geworden. Und das auch, weil sich der Fernsehsenderverbund EBU aus der Politik fein rausgehalten hat.

Und dann gibt es noch den armen Engelbert Humperdinck. Der ehemalige Schlagerstar trat für Großbritannien an. Aber sein Song „Love will set you free“ fiel durch, und das leider zu recht. Das Lied war schlicht, es fehlte der Pepp, das Spezielle. Und damit, einfach nur einen singenden Mann auf die Bühne zu stellen, der ein Lied singt, das nicht haften bleibt, gewinnt man heute beim ESC keinen Blumentopf mehr.
Dass dagegen Albanien auf Platz 5 landete, ist eine Überraschung. Das Lied mit dem langen Schrei war sehr anspruchsvoll. Es zeigt, dass es den Leuten offenbar nicht nur um Tralala und Hoppsassa geht. Im Gegensatz zum britischen Song hatte aber Albanien eben das ganz Spezielle und Einprägsame.

2013 findet der Eurovisionszirkus also in Schweden statt. Da sind dann wohl keine Menschenrechtsdabetten zu erwarten. Auf welche Art und Weise wir unseren Star für Schweden finden, steht noch nicht fest. Es läuft wohl darauf hinaus, dass ProSieben die Zusammenarbeit mit dem NDR kündigt. Was schade ist, obwohl nach dem lahmen Baku-Casting so oder so frischer Wind wehen muss.

Zu guter Letzt: Das ist der Gewinnersong aus Schweden. Loreen – „Euphoria“


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