Radtour (14): Auf dem Eis

(13) -> 31.10.2011

Meine winterliche Radtour hat noch gar nicht so richtig angefangen, das war sie eigentlich auch schon wieder vorbei.
Gerade will ich die fast zugefrorene Havel vom Louise-Henriette-Steg aus fotografieren, da spricht mich ein Mann an. Ob ich denn den Schwan dort sehe. Er sei festgefroren. Und tatsächlich: An seinen Flügeln sind mehrere Eisklumpen, er kommt nicht weg.
Es ist schon Nachmittag, und angeblich steckt der Schwan schon seit vier Stunden in der misslichen Lage. Obwohl Ordnungsamt und Feuerwehr informiert sind, kommt niemand. Die Leute sind empört, immer mehr bleiben stehen, die Botschaft spricht sich rum.
Auf der Havelpromenade steht eine Frau, die mir erzählt, sie habe mehrere Schwanenpatenschaften in Oranienburg-Süd. Passanten hätten sie angesprochen, dass hier was los sei. Inzwischen hat ein anderer Passant rausgefunden, dass der Schwan sogar schon am Tag davor hier feststeckte, dass die Feuerwehr gestern da war, aber nichts machen konnte – und dass heute niemand mehr kommen würde. Die Leute können das nicht verstehen.
Mein freier Tag hat sich nun für eine gute Stunde erledigt, denn ich verständige die Kollegen in der Redaktion. Wir beschließen, diese Geschichte in die MAZ zu bringen. Ich fahre also ins Büro.

Eine kleine Biege will ich danach aber trotzdem noch fahren – entlang der zugefrorenen Havel.
Am Blauen Wunder ist eine kleine Bucht von der Havel. Mehrere Jugendliche laufen auf dem Eis umher. Einer tastet sich ganz langsam auf die Mittel des Eisgewässers vor. Die letzten Meter rennt er und jubelt, als er auf der anderen Seite ankommt. Wahrscheinlich hat er das das erste Mal in seinem Leben gemacht. So oft kommt es ja auch nicht vor, dass das alles zufriert.

Kurz vor der Dropebrücke muss ich dann auch aufs Eis. Eigentlich führt der Weg auch hier um eine Bucht herum, aber den kann ich mir ja diesmal sparen.
Ich steige vom Rad und laufe langsam auf die Eisfläche. Knack! Und wieder: knack! Ich zucke zusammen, laufe ein wenig schneller. Keine Ahnung, was passiert wäre, wenn – wie tief das Wasser dort ist.

Minuten später radele ich auf der Saarlandstraße den Berg zur Dropebrücke hoch – und verfluche mich für meine Idee, eine Winter-Radtour zu unternehmen. Denn im Winter ins Schwitzen zu kommen, ist sehr viel unangenehmer als im Sommer. Denn man beginnt sofort, zu frieren. Und deshalb ging die Tour dann auch relativ schnell zu Ende.

PS: Erst am nächsten Tag wurde der Schwan von der Havel gerettet. Die Feuerwehr unternahm noch einen Versuch – und diesmal hat‘s geklappt.


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