Brandsätze in Berlin: Danke, ihr Idioten!

Der Gedanke war da: Als ich am Dienstagvormittag gegen 11.20 Uhr mit dem RE5 auf den Nord-Süd-Tunnel in Berlin zufuhr, dachte ich an den Tag davor. Da wurden genau an der Stelle mehrere Brandsätze gefunden, die linke Terroristen dort gelegt hatten.
Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Es lagen immer noch gefährliche Brandsätze an dieser Stelle.

Es ist 15.30 Uhr, und ich will mit dem RE5 wieder nach Oranienburg zurück.
Auf dem Monitor im 1. Untergeschoss des Hauptbahnhofes steht, dass mein Zug erst ab Gesundbrunnen fährt. Ich kann aber mit dem RE3 fahren, auch wenn er fünf Minuten Verspätung hat.
Ich laufe ie Treppen runter. Der ICE nach Hamburg steht auf dem Gleis nebenan, eigentlich hätte er schon fünf Minuten weg sein müssen. Auf dem Bahnsteig berät eine Reisegruppe, was sie tun soll. Mit der S-Bahn nach Berlin-Spandau? Der ICE wird nämlich so schnell den Bahnhof nicht verlassen, der Zugbegleiter weiß jedenfalls nicht, wann es weitergeht.
Die Strecke ist gesperrt. Wegen Sabotage.

Auf dem Bahnsteig herrscht Ratlosigkeit. Die Informationen sind spärlich oder falsch. Auf der Anzeigetafel wird der RE3 noch immer angekündigt – etwa 5 Minuten später. Gleichzeitig gibt es eine (extrem leise) Lautsprecherdurchsage. Keine Ein- und Ausfahrten wegen Sabotage, wir sollen doch die S-Bahn nehmen und nach Gesundbrunnen fahren.
Aber an der Anzeigetafel tut sich was anderes: Der RE5 fährt, aber vom anderen Gleis. Die ganze Meute setzt sich in Bewegung. Treppauf, treppab.
Und tatsächlich: Der RE5 kommt. Während er laut Anzeigetafel nach Rostock fährt, steht am Zug: Berlin Hbf. Der Zug endet hier. Ah ja. Als der Zug steht, schaltet auch die Anzeigetafel um.
Wir müssen tatsächlich alle mit der S-bahn nach Gesundbrunnen.
Wozu gibt es eigentlich diese schönen digitalen Anzeiger, wenn sie dermaßen unflexibel sind?

Gesundbrunnen. Eine Übersicht, welcher Zug gerade wo fährt und eventuell verspätet ist, gibt es an diesem Regional- und Fernbahnhof nicht. Wozu auch? Ist ja lästig.
Auch in Gesundbrunnen herrscht Ratloigkeit. Auf Gleis 10 fährt ein Fernzug ein, von dem die Anzeigetafel nichts weiß. Sie zeigt einen Regionalexpress an.
Inzwischen ist es 16.20 Uhr. Ich hätte seit 10 Minuten in Oranienburg sein sollen. Auf der Anzeigetafel tut sich wieder was. Der RE5 um 16.50 Uhr fährt nicht von Gleis 10, sondern von Gleis 6.
Die Meute setzt sich in Bewegung. Treppauf, treppab.

Auf Gleis 6 führt gerade ein Zug ein. Laut Anzeiger fährt er nach Elsterwerda, was aber nicht sein kann, weil er in die falsche Richtung fährt. Am Zug selbst steht Rostock Hbf. Ist das etwa mein Zug?
Sicher ist sich niemand. Irgendjemand fragt den Zugführer: Also, ich fahre nach Rostock, glaube ich, sagt der. Viele steigen ein und beginnen zu telefonieren. Die meisten haben, wie ich, inzwischen eine Stunde Verspätung. Noch 20 Minuten bis zur Abfahrt.

20 Minuten später. Eine Ansage: Wir müssen auf Anschlussreisende warten. Abfahrt in 20 bis 30 Minuten. Na toll. Auf uns hat vorher auch niemand gewartet.
Die Stimmung im Bus ist so lala, einige müssen noch mal telefonieren: Es wird noch später.
An den Gleisen sind Männer in orangen Warnwesten zu sehen. Sie scheinen die Strecke zu überprüfen. Erst am Abend kommt heraus, dass auch an der Bornholmer Straße Sprengästze liegen.

17.13 Uhr. Mit 23 Minuten Verspätung – eigentlich sind es ja 83 Minuten – verlassen wir Gesundbrunnen. Durchsage: Den Anschlusszug in Oranienburg nach Templin werden wir nicht erreichen, bitte nutzen Sie den nächsten Takt. Der mann, der nach Nassenheide will, kommt nun also sogar zwei Stunden später an als geplant.

Es ist wohl eine linke Gruppe, die die Brandsätze auf Bahnstrecken aus Protest gegen Afghanistan-Krieg, Rüstungsexporte und Stress im Alltag gelegt hat. Im Afghanistan-Krieg habe man die Leute nicht gefragt, heißt es. in dem Bekennerschreiben. Dass man drauf mit Gewalt reagiert, dafür haben aber wohl auch eher wenig Leute Verständnis. Und gegen Stress im Alltag damit zu reagieren, für Stress im Alltag zu sorgen – also irgendwas muss da im Gehirn der Terroristen nicht stimmen. Ihr seid einfach nur Idioten!


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Kommentare

4 Antworten zu „Brandsätze in Berlin: Danke, ihr Idioten!“

  1. Jutta

    Bei den Brandanschlägen habe ich nur gehofft das ich oder meine älteren Herrschaften ( 80) nicht nach Berlin oder dieser Richtung muß.
    Diese elenden Idioten, da kann ich Dir nur Recht geben. Uns Bürger, die nun wirklich Nichts dafür können, so fertig zu machen.
    Sollen sie doch Ihren Protest kund tuen, aber da wo es hingehört, 500 m weiter vom Hauptbahnhof. Aber natürlich nicht mit Brandbomben. Das ist doch Schwachsinn. Uns hat man getroffen und ich haben mit den Bahnfahrern mitgelitten. Schließlich hätte es ja Jeden von uns treffen können.
    Und falls das Einer von der linken Gruppierung liest, in meinen Augen sind es schwachsinnige Idioten !!!!
    Für so ein Protest habe ich kein Verständnis.

  2. RT

    Wie meinst du, das 500m weiter? Brandanschlag aufs Regierungsviertel? Finde ich auch nicht wirklich so toll.

  3. Jutta

    Nein, habe doch geschrieben, natürlich keine Brandanschläge oder sone blöden blöden Bomben, sondern PROTESTE !
    Bitte nochmal lesen !

  4. RT

    Das Problem ist natürlich: Wenn man sich vor den Reichstag stellt und Plakate enthüllt, interessiert es die da oben überhaupt nicht.

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