(1) -> 2.1.2011
Den Süden von Rügen kenne ich eigentlich nur vom Durchfahren. Wenn ich von der Glewitzer Fähre komme, führt meine Reise eigentlich immer über Garz und Putbus nach Binz. Unsere Reise jedoch führte in genau diesen Süden der Insel.
Erster Stopp: Lauterbach. Vom dortigen Hafen aus fährt die Fähre zur Insel Vilm. Vor der Wende war sie ein Sperrgebiet, weil dort der Ministerrat der DDR sein Urlaubsdomizil hatte. Normale DDR-Bürger durften nicht auf den Vilm, das änderte sich erst 1990. Deshalb ist die Insel für viele heute noch sagenumwoben.
Heute ist Vilm ein Naturschutzgebiet – wie übrigens auch schon 1936. Nur wenige Menschen dürfen pro Tag überhaupt dorthin. Nur eine bestimmte Reederei fährt zur Insel.
Auf der Fähre meinten ein paar Rentner, dass es ja angeblich Mücken auf Vilm gebe. Ich fand das lustig. Die sollen sich mal nicht so haben, dachte ich.
Auf Vilm änderte sich meine Meinung.
Nur mit geführten Touren geht es über die Insel. Als unser Ranger an der Stelle des Weges, die in den Wald hinein führt, auch meinte, es gäbe viele Mücken – da wussten wir schon: Er hat Recht.
Vilm ist an sich ganz schön. Naturbelassene Wälder, uralte Bäume. Der älteste Baum auf der Insel ist etwa 850 Jahre alt.
Allerdings hat Vilm tatsächlich eine Plage: die Mücken. Vilm hat wirklich viele Mücken. Sehr viele Mücken. Während uns der Ranger also irgendwas zeigte und erklärte, standen wir mitten im Mückeschwarm. Herrlich.
Eines der wenigen Häuser auf Vilm diente übrigens bis 1989 als Urlaubsdomizil der Honeckers. Erich, der Staatsratsvorsitzende, selbst war allerdings nur zwei- oder dreimal da. Dafür kamen seine Frau Margot und die Tochter wohl öfter.
Viele Leute fragen nach dem Honecker-Haus, wenn sie auf Vilm sind. Es ist noch da, aber nichts erinnert an die Vorwendezeit. Im Grunde erinnert auf Vilm gar nichts an die Vorwendezeit. Ein bisschen schade ist das schon, wenn man mal überlegt, welche Geschichte Vilm in der DDR-Zeit mitgemacht hat.
Die Rügener Tourismusverantwortliche sah das ganz anders, man müsse doch nicht überall an die DDR-Geschichte erinnern, das sei völlig unnötig. Es scheint, als ob das ein Reizthema auf Rügen ist.
Und weil wir sowieso schon im Wald unterwegs waren, nahmen wir auch noch den nächsten mit. Abseits von Lauterbach bei Putbus steht am Ufer des Greifswalder Boddens der Goor. Das ist ein Wald-Naturschutzgebiet, in dem es den Pfad der Muße und Erkenntnis gibt. Toll, sich die alten Buchen und Eichen anzusehen, die verschiedenen Landschaften und Wildnisinseln. Kleine Moore, Hügelgräber und vieles mehr.
Aber eines steht fest: Unser Bedarf an Wald und Mücken ist für die nächste Zeit gedeckt.
Jetzt sitzen wir im Gutshaus in Zicker und lassen die nächtliche Seele baumeln. In völliger Abgeschiedenheit auf einem kleinen Dorf in geräumigen Wohnungen. Eine echte Rückzugsinsel.
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