Hahn im Korb

Schon das zweite Mal innerhalb ein paar Wochen war ich auf einem Termin, bei dem ich auf ausschließlich oder fast nur ältere Damen traf, gewissermaßen der Hahn im Korb war. Im Kollegenkreis werde ich dafür schon ein wenig belächelt. Aber dafür gibt es keinen Grund. Ich finde solche Zusammentreffen sehr spannend.

Königshorst ist ein kleines Dorf, das zur Gemeinde Fehrbellin gehört. Die Seniorinnen dort sind ziemlich aktiv, treffen sich regelmäßig. Sie veranstalten in gewissen Abständen einen Kaffeetreff. Dort spielen sie, basteln sie und reden über Gott und die Welt.
Heute war ich bei der Frauensportgruppe. Damen im Alter zwischen 59 und 79 machen einmal pro Woche für eine Stunde Sport. Hätte ich entsprechende Klamotten mitgehabt, ich hätte glatt mitgemacht. Denn es ist schon bitter: Alles, was sie dort heute gemacht haben – Gymnastik und Spannungsübungen für die Rücken- und Halsmuskulatur – könnte ich auch sehr gut gebrauchen. Mein Rücken und mein Hals hätten es auch dringend nötig, sportlich bearbeitet zu werden.

Aber es ist nicht nur das: Ich finde es unglaublich spannend, mit diesen Leuten ins Gespräch zu kommen. Wenn man wissen möchte, wie so ein Dorf tickt, was da so abgeht oder nicht, dann muss man solche Gruppen besuchen.
So erzählten die Damen davon, was es für ein Akt ist, einkaufen zu fahren. In Königshorst gibt es keinen Laden. Die nächsten Supermärkte sind in Nauen, etwa 15 Kilometer entfernt, oder in Fehrbellin, auch etwa 15 Kilometer entfernt. Spontan sein können die Damen, die meist nicht mehr alleine Auto fahren, da nicht.

Die meisten von ihnen leben seit Jahrzehnten in dem Ort, sie hatten ein anstrengendes Leben, arbeiteten bei der LPG, auf dem Feld, sie erlenten den Krieg, waren auf der Flucht.
Es scheint eine andere Art des Lebens zu sein. Auf dem Dorf ist alles etwas langsamer, nicht so schnelllebig.
Am Abend stand ich mit meinem Kollegen, der mich begleitete, in Königshorst. Es war ganz still. Drückend still. Niemand auf der Straße. Aber idyllisch auch irgendwie nicht…


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