(3) -> 20.11.2010
Brandenburg: Große Saunavielfalt in der Bad Wilsnacker Therme
MAZ, 27.11.2010
Winterzeit ist Thermenzeit. Bei Wind und Wetter tun Sauna und Sole besonders gut. In dieser Serie testen wir die märkischen Thermen. Teil 4: Kristall-Kur- und Gradiertherme, Bad Wilsnack.
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Männeraufgüsse sind was für harte Kerle. Könnte man meinen. Ist aber nicht so. Jeden Abend um halb sieben startet in der Kristalltherme in Bad Wilsnack (Prignitz) der Aufguss nur für Herren – während nebenan die Frauen zum Zuge kommen. Ein Mann beschwerte sich über den Erdbeer-Minz-Duft, das sei ihm alles viel zu lasch, lamentierte er. Aber: Große Klappe und nichts dahinter – als es wirklich heiß wurde, trat er lieber die Flucht an. Geht ja mal gar nicht während eines Aufgusses! Mit ihm gingen weitere. Männer, was ist los mit euch? Zu schwach für den Männeraufguss?
Auf jeden Fall ein Wechselbad der Gefühle. Das trifft übrigens ganz allgemein für die Therme zu. Wer auf dem Parkplatz auf das Eingangsgebäude zuläuft, könnte irritiert sein. Das Vordach, die Lichtschlangen – irgendwie sieht’s da aus wie bei einem Billigshop an der Autobahnraststätte. Auch der Umkleidebereich in hellgrün wirkt wie aus einer längst vergessenen Zeit. Nein, er ist nicht dreckig, sogar recht gepflegt, aber eben altbacken. Der Kunde erhält ein Saunabändchen ums Armgelenk, schon das ist unangenehm, da sollte es bessere Lösungen geben. Dazu kommt schließlich auch noch der Schrankschlüssel.
Die Skepsis überwiegt. Bis der Badebereich erreicht ist – dann hebt sich die Laune deutlich. Sofort breitet sich ein Urlaubsgefühl aus. Im großen, rundlichen Raum befindet sich das Solebecken mit diversen Massagedüsen, einem Wasserpilz und Whirlpool. Vom Becken aus geht’s direkt weiter nach draußen. Im salzigen Wasser kann man sich im Strömungskanal treiben lassen. Herrlich! Das Angebot ist zwar nicht außergewöhnlich, dafür aber zweckmäßig. Drumherum stehen noch ein paar Bäumchen und Sträucher – ein schönes, andalusisches Flair.
Das gilt auch größtenteils für das Saunadorf. Wer sich in einer der Hitzekammern aalt, kann danach an der frischen Luft seine Runden drehen. Da ist es auch zu verschmerzen, dass durch die vielen Liegestühle der Innenraum ein wenig beengt ist. Die Auswahl ist beeindruckend: Tief durchatmen ist das Motto in der Eukalyptussauna. Gleich daneben wabern Zitronendüfte durch den Raum. Toll sind auch die Salz- und Kristallsauna. In Letzterer wird der Hildegard-von-Bingen-Aufguss zelebriert. Jeder Teilnehmer bekommt eine kühlende Maske sowie Zitronenduft, der unter die Nase gerieben wird. Die pure Entspannung. Im Innenraum gibt es weitere Saunen – es ist unmöglich, alles an einem Tag zu schaffen.
Die Essensausgabe des Restaurants im Badebereich wirkt zwar ein bisschen kantinenhaft, ist aber preislich unschlagbar: Für eine Portion Nudeln, einem Salat, Pudding und ein Getränk muss der Kunde keine acht Euro hinlegen. Andernorts gibt’s dafür nicht mal das Hauptgericht. Auch mit schmalem Geldbeutel wird in Bad Wilsnack jeder satt. Suppen, eine Salatbar, Fleisch und Fisch, Nudeln, Pommes, Kartoffeln, diverse Nachtischvariationen. In der großzügigen Sitzecke lässt sich das alles gemütlich verzehren. Kleiner Nachteil: Die Geldbörse muss immer am Mann sein. Chiparmbänder für den bargeldlosen Einkauf gibt es (noch?) nicht in der Kristalltherme.
In Sachen Sauberkeit ist nichts zu meckern – fast! In einem der Becken sah der Boden direkt an der Treppe ins Wasser recht sandig aus. Oder muss das so sein?
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Informationen:
Adresse: Am Kähling 1, 19336 Bad Wilsnack, Tel.: 038791/80880, www.kristalltherme-bad-wilsnack.de
Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag 9 bis 22 Uhr, Freitag und Sonnabend 9 bis 23 Uhr.
Preise: Zwei Stunden Therme und Sauna kosten 11,90 Euro, Tageskarte 18,80 Euro. Allerdings kündigt der Betreiber nach vier Jahren eine Preiserhöhung in den nächsten Wochen an.
Angebote: Thermalbad mit Whirlpool, Wasserpilz, Strömungskanal und Ruheinsel. Demnächst öffnet der „Salzsee“. Montags ab 19.30
Uhr FKK. Saunabereich mit zehn verschiedenen Saunen, u.a. Eukalyptus, Zitrone und Dampfbad. Wellnessangebot mit diversen Massagen oder Packungen.
Badewelt: 4/5
Saunawelt: 5/5
Gastronomie: 5/5
Sauberkeit: 4/5
Erholungswert: 4/5
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Samstag, den 27. November 2010 Tags: Bahn, Musik, Niederlande, Verkehr
(1) -> 27.7.1991
Warum eigentlich Rotterdam? Ganz einfach: Faithless ist schuld. Weil die da auftraten, dachten wir uns: Verbringen wir doch mal ein Wochenende in Rotterdam. Dass immer mal wieder Leute anmerkten, dass Rotterdam ja nicht unbedingt so toll sein sollte – das ignorierten wir.
Und Rotterdam empfing uns von seiner vermutlich nicht ganz so schönen Seite. Wie auch schon die Bahnhöfe Utrecht und Arnheim, ist auch die Centraal Station in Rotterdam eine Großbaustelle. Malerische Baulöcher und crazy Bagger eröffnete unseren Rotterdam-Reigen. Wirklich schön. Die Straße vor dem Bahnhof ist komplett aufgerissen – irgendwelche fetten Rohre werden dort verlegt. Links neben der baugrube befindet sich das Skelett eines zukünftigen Hauses – wenn es fertig ist, soll es das neue Herz Rotterdams darstellen.
Ganz klar: Rotterdam ist noch nicht fertig, wir sind zu früh da.
Erst mal frühstücken. Und ins Hotel. Der Bus Nummer 33 fährt direkt hin. Eine Fahrt kostet 2,50 Euro. Egal wie lang oder kurz – alles bis zu einer Stunde kostet 2,50 Euro. Nicht so ganz billig. Tageskarten werden im Bus nicht verkauft, das wäre zu kundenfreundlich.
Im Hotel wollen sie erst mal 50 Euro Kaution über die Kreditkarte haben. Falls wir doch mal zwei Tage lang den Pornokanal gucken wollen und dann denken, wir können so abhauen. Man kann über den Fernseher auch aktuelle CDs abspielen – kostet bloß 4 Euro.
Aber wir sind ja nicht zum fernsehen hergekommen. Also zurück in die Stadt. Zurück zur Baugrube. Läuft man von da aus in Richtung Zentrum, ist auf der rechten Seite ein architektonisch wertvoller grauen Kasten – ein Kino. Gleich dahinter beginnt die Einkaufpassage. Die Häuserreihen sind zweigeschossig und wirken wie Baracken. das sieht – wie sollte es anders sein- sehr hübsch aus. das reden wir uns zumindest ein, doch es will uns irgendwie nicht gelingen, das zu akzeptieren. Potthässlich trifft’s besser.
Weiter mit der U-Bahn zum Ahoy, dort, wo das Konzert stattfinden wird.
Am Bahnhof stehen Automaten. Ich kann eine Zweitageskarte kaufen – für 9 Euro. das ist okay, nur leider ist Kartenzahlung nicht möglich. Auch Scheine nimmt das Ding nicht an. Und 9 Euro klein, die hatte ich nicht. Also kaufte ich eine Zweierkarte für 4,80 Euro. Also zwei Fahrten und wahnsinnige 20 Cent gespart.
Faithless war wieder mal sehenswert, obwohl sich Frontmann Maxi Jazz immer öfter von irgendwelchen anderen Sängern vertreten lässt.
Plus fürs Ahoy: Anders als zum Beispiel im Berliner Tempodrom kommen die Getränkeverkäufer auch durch die Halle.
Minus fürs Ahoy: Nach dem Konzert dauert es eine gute halbe Stunde, bis man endlich seine Klamotten hat. Eine Garderobe für mehrere tausend Leute ist einfach zu wenig. Ätzend.
Kurz nach Mitternacht. Es ist die Stunde, in der ich Rotterdam endgültig meine Freundschaft verweigere. Die Stunde, in der ich das Wort “Drecksstadt” in den Mund nehme.
Ein Bus fährt von der Halle bis in die Nähe unseres Hotels. Ich halte meine Zweierkarte an das Lesegerät – und zeigt Rot. Der Busfahrer klärt mich auf, dass die Zweierkarte nur für die Metro gilt und nicht für die Busse. Na großartig. Was soll der Scheiß?
Der Busfahrer verkauft mir das übliche 2,50-Euro-Ticket, vergisst jedoch, es am lesegerät zu entwerten. Wenigstens etwas. Nun müssen wir nur noch an der richtigen Station aussteigen.
Dumm nur: Der Monitor hört irgendwann auf, anzuzeigen, welche Stationen als nächstes kommen. Irgendwann stehen da nur noch rote Punkte, nach dem Motto: Es kommt gleich eine Haltestelle. Angesagt wird natürlich auch nichts. Warum auch? Touristen sind doch sowieso doof.
Wir kommen wieder an der Centraal Station an. Ich bin nicht mehr besonders gut gelaunt. Auf dem Weg zur Haltestelle auf der anderen Straßenseite sehen wir, wir unser 33er-Bus dort steht – und losfährt. Wir laufen zum Fahrplan. Es war der letzte Bus. Natürlich. Drecksstadt.
Wir laufen 35 Minuten zum Hotel – nachts um 1 Uhr.
Der Abend ist gelaufen, und Rotterdam kann mich mal. Tag 2 kann eigentlich nur noch besser werden. Bitte!!
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RTelenovela | 1 Kommentar »
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