Seit 35 Jahren sind Abrax, Brabax und Califax unterwegs

Ein Besuch in der Villa der Abrafaxe in Berlin-Westend

MaerkischeAllgemeine.de, 29.9.2010

BERLIN
Abrax, Brabax und Califax sind mal wieder getrennt. Das ist ihnen in den vergangenen 35 Jahren im „Mosaik“ schon öfter passiert. Aber immer wieder haben sie sich gefunden.
35 Jahre – so lange gibt es die Abrafaxe im „Mosaik“-Comic schon. Allerdings werden die drei Jungs selbst nie älter und können auch noch in der Zeit umher reisen. Im November 1975 tauchten sie das erste Mal auf, das erste richtige Heft mit den drei kleinen Kobolden erschien im Januar 1976. Inzwischen liegt schon das 418. Heft in den Läden.
Und weil so ein Geburtstag ordentlich gefeiert werden muss, haben sich die Mosaik-Macher etwas einfallen lassen: Die Titelbilder der Hefte bis zum Dezember 2010 sind vergoldet, sie glänzen richtig! Auf dem Oktober-Heft wiegt Brabax beispielsweise die Goldbarren des Naturwissenschaftlers Isaac Newton.
Die aktuelle Geschichte führt die Abrafaxe in die Zeit des Barock. Abrax und Califax reisen mit dem gerechtigkeitsliebenden Baldo durch die Welt. Brabax trifft auf berühmte Leute aus dem Zeitalter der gerade entstehenden Naturwissenschaften.

Wie entsteht eigentlich so ein Comic?
Habt ihr euch auch schon mal gefragt, wie eigentlich die Zeichnungen für die Comics entstehen? Wir wollten das ebenfalls wissen, und deshalb sind wir in die Villa der Abrafaxe nach Berlin-Westend gefahren.
In den Räumen, in denen das Mosaik entsteht, ist es ganz still. Die Leute arbeiten ganz konzentriert an ihren Zeichnungen. Ja, wirklich! Das Mosaik wird immer noch per Hand gemalt.
Aber zuerst wird in einer Konferenz in der Redaktion entschieden, in welchem Land und zu welcher Zeit die Abrafaxe als nächstes unterwegs sind. Da könnten die Leser des Heftes hin und wieder auch mitreden, erzählt Jörg Reuter, der seit 20 Jahren die Redaktion leitet.
Wenn dann feststeht, wohin es für Abrax, Brabax und Califax geht, beginnen die Texter zu recherchieren. Das heißt, sie fahren in eine Bibliothek oder sehen im Internet nach, was zu dieser Zeit genau passiert ist. Wie lebten die Menschen? Was arbeiteten sie? Gab es damals besondere spannende Leute? Wenn der Texter dann die Geschichte aufschreibt, muss er das alles beachten.
Aber er muss die Geschichte ja nicht nur aufschreiben. Das Mosaik ist schließlich ein Comic. Er malt grobe Skizzen auf und überlegt sich, wie die Handlung mal ablaufen könnte. Wer spielt wo mit? Wie sehen sie aus? Später kommen noch die Sprechblasen dazu: Was also sollen die Figuren im Comic sagen? Diese ersten Skizzen nennt man Scribble.

Die Abrafaxe – einer malt alle drei
Aus dem Scribble entsteht ein Aufriss. Das bedeutet, dass nun Bild für Bild, Szene für Szene die Bilder entstehen, und das schon im Detail. Gab es vorher nur eine Skizze, ist nun schon genau die spätere Abbildung zu sehen
Weiter geht es mit der Lesung: Der Texter muss den anderen Kollegen vorlesen, was er sich für die Figuren ausgedacht hat. Alle Mitarbeiter sind dabei und entscheiden, ob der Texter gut gearbeitet hat oder nicht. Ob alles passt oder noch einmal geändert werden muss. Erst wenn alle einverstanden sind, können die Zeichner mit der richtigen Arbeit beginnen.
Jeder Zeichner ist für eine andere Figur zuständig. Außer die Abrafaxe – die haben einen gemeinsamen Zeichner. Er heißt Thomas Schiewer und malt die Abrafaxe jetzt seit genau zehn Jahren.
Bevor die Zeichner aber loslegen können, müssen sie festlegen, wie denn die Figur genau aussieht. Ein Modell-Sheet muss her, auch Figurine genannt. Das ist ein Blatt Papier auf dem die Figur in vielen verschiedenen Ansichten aufgemalt ist. So wissen die Zeichner immer, wie die Figur genau zu malen ist.

Mit Bleistift und Radiergummi
Und dann geht es richtig los. Mit einem Bleistift und Radiergummi werden die Bilder Seite für Seite aufgemalt. Erst wenn alles richtig gut aussieht, nimmt der Zeichner Pinsel und Tusche, um die Bleistiftlinien nachzumalen. So entsteht langsam, aber sicher das fertige Bild.
Und die Farbe? Kommt danach. Die Zeichnung wird eingescannt, danach kann man sie sich am Computer ansehen, wo sie dann coloriert, also farbig gestaltet wird.
Ist alles fertig, geht’s ab in die Druckerei. 107000-mal wird das Mosaik dort gedruckt und an die Läden und die Fans verteilt, die ein Abo haben.

Mehr als nur das eine Heft
Es gibt allerdings nicht nur das Mosaik-Heft selbst. Alle drei Monate erscheinen Sammelbände, in denen alte Geschichten noch einmal nachgelesen werden können. Außerdem kommen hin und wieder Bücher mit den Abrafaxen. Und ein Mosaik-Mädchenheft gibt es auch: „Die unglaublichen Abenteuer von Anna, Bella und Caramella“ erscheinen alle drei Monate.
Auch im Internet können die Abenteuer der Abrafaxe verfolgt werden. Seit neuestem gibt es die Mosaik-App. Auf dem Handy erleben die Kobolde eine Reise ins Mittelalter.

Wo reisen die Abrafaxe als Nächstes hin?
Was mit den Abrafaxen passiert, wenn sie ihr aktuelles Abenteuer hinter sich haben, steht noch nicht fest. Jörg Reuter, der Chef in der Redaktion, lächelt. Ideen gibt es schon viele, erzählt er. Welche dann aber umgesetzt wird, wird erst noch entschieden.
In den vergangenen Jahrzehnten waren Abrax, Brabax und Califax schon in vielen Ländern unterwegs. In Österreich und Ungarn, Griechenland, Japan und China, in den USA, in Indien und Ägypten sowie im Orient-Express.
Übrigens können nicht nur deutsche Fans die Abenteuer der Abrafaxe lesen. Das Mosaik erscheint auch in Ungarn, Griechenland, Südkorea, Vietnam und der Türkei.
Wenn ihr Ideen habt, wohin die Knipse mal reisen könnten, klickt einfach auf die Internetseite der Abrafaxe. Unter dem Stichwort „Kontakt“ könnt ihr eure Ideen loswerden.

Video: Thomas Schiewer malt die Abrafaxe
www.abrafaxe.de


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