Filme sind sein Hobby – und Freitag ist Premiere

Kino: Hannes Rössler (24) drehte „Gegensprechanlage“ in Oranienburg und Berlin

MAZ Oranienburg, 8.9.2010

Eigentlich studiert der junge Oranienburger Medizin. Doch jetzt präsentiert er vor Publikum seinen zweiten größeren Film.

ORANIENBURG
Ein roter Teppich ist wohl nicht geplant. Feierlich wird es aber bestimmt. Wenn Hannes Rössler übermorgen im Berliner Kino „Acud“ die Premiere seines neuen Kurzfilms feiert, dann geht er seinem Hobby nach. Denn obwohl „Gegensprechanlage“, so der Titel des etwa 24-minütigen Werkes, sehr professionell aussieht – beruflich will sich der Oranienburger anders entwickeln. Nämlich in Richtung Medizin. Er studiert an der Berliner Charité.

In dem Film geht es um Anna. Sie ist Anfang 20, ein Mädchen in der Großstadt. Sie will eigentlich an die Gesangshochschule, hat die Prüfung aber schon zum zweiten Mal vergeigt. Sie hält sich mit Nebenjobs über Wasser. Beim Zeitungsaustragen macht sie eines Tages eine seltsame Entdeckung: Aus der Gegensprechanlage kommen Töne. Jemand scheint oben in der Wohnung den Hörer nicht aufgelegt zu haben.

„Ich habe so etwas wirklich mal erlebt“, erzählt Hannes Rössler. Daraufhin begann er, eine Geschichte aufzuschreiben und wandte sich an die befreundete Dramaturgin Kathleen Stephan, die für die MDR-Serie „In aller Freundschaft“ arbeitet. „Wir haben dann gemeinsam die Story entwickelt“, so Rössler.
Geld hat der 24-Jährige für seinen Film keins bekommen: „Für Nicht-Studenten gibt es keine Förderung. Es ist ein Null-Budget-Film.“ Das Geld für die Technikmiete kommt aus der eigenen Tasche. Gestemmt hat er das Unternehmen mit lauter Freunden und der Familie. Hauptdarstellerin Anja Thiemann studiert in München Schauspiel. Thilo Herrmann, der im Film den Peter spielt, ist ebenfalls ein Bekannter von Hannes. Lichtmeister Robert Pfuhl leitet die „Obst“-Theatergruppe am Rungegymnasium. Martin Liedt-ke, der in einer Nebenrolle zu sehen ist, kommt vom Louise-Henriette-Gymnasium.
Die Aufnahmen entstanden in nur vier Tagen, vom 6. bis 9. August 2009. „Wir haben in einer leer stehenden Wohnung in der Bernauer Straße in Oranienburg gedreht“, erzählt Hannes Rössler. Zu erkennen ist auch der Gewerbepark Nord, eine Schule sowie ein S-Bahnhof in Berlin. „Das sind alles Orte, die für uns möglichst nah zu erreichen waren.“

Insgesamt waren 21 Leute an „Gegensprechanlage“ beteiligt. „Das ist trotzdem ein sehr kleines Team“, so Rössler. Gerade mal zu viert mussten sie eine Treppenhausszene stemmen – inklusive Licht und Ton. „Das war echt hart. Am Abend waren wir immer total fertig, und irgendwie war alles immer viel zu viel.“ Aber das sei der Preis, wenn man das alles nur als Hobby betreibt. Umso dankbarer ist er, dass seine Freunde immer am Ball blieben.

Ursprünglich interessierte sich Hannes für Kameras. „Ich wollte wissen, warum Kino so aussieht wie Kino.“ So kam er auch nach und nach zur Filmerei. Er sah sich viele Kurzfilme im Internet an, begann, eigene kleine Werke zu drehen. „Gegensprechanlage“ ist sein zweiter längerer Streifen. „Ich weiß es noch nicht, vielleicht wird mein Hobby ja auch irgendwann einschlafen.“ Gerade sucht er nach einem Thema für seine Doktorarbeit, das Medizinstudium will er auf jeden Fall durchziehen. Das gehe auch vor, sagt er. „Das ist was Handfestes.“
Und dann ist da ja auch noch seine Band Jazzkomplott. Die Gruppe feiert seit elf Jahren viele Erfolge. Auch das Theaterprojekt „Mischobst“, an dem Hannes außerdem noch beteiligt ist, soll wieder aufleben. „Egal was kommt, ich hoffe, dass mir der Film und die Musik bleiben“, sagt Hannes lächelnd.

(FR 10.09.2010, 19 Uhr, Acud, Veteranenstraße 21)


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