Nacht vor Augen

MO 16.08.2010 | 22.45 Uhr | Das Erste

Wann ist ein Krieg ein Krieg? Gerade in Bezug auf den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan beschäftigen sich mit dieser Frage Politiker, Journalisten und nicht zuletzt die Soldaten und ihre Angehörigen. In ihrem Regiedebüt „Nacht vor Augen“ sucht Brigitte Maria Bertele zwar nicht direkt nach einer Antwort, beleuchtet aber einen wichtigen Punkt in der Debatte: Was passiert mit den Heimkehrern?

David (Hanno Koffler) ist Soldat und kommt aus Afghanistan zurück. Im heimatlichen Schwarzwald will er sein bisheriges Leben mit Freundin Kirsten (Petra Schmidt-Schaller), der Familie und seinen Freunden weiterführen. Doch das funktioniert nicht. Seine Erlebnisse in Afghanistan, die Bedrohung, die Gewalt, haben ihn geprägt. Das zeigt sich insbesondere in der Beziehung zu seinem kleinen Halbbruder Benni (Jona Ruggaber). Dessen Bewunderung zieht David an, er verbringt viel Zeit mit ihm und will ihm helfen, seine Ängste zu bekämpfen. David will Benni Strategien und Werte vermitteln, die er im Kampfeinsatz kennen gelernt hat. Doch bald eskaliert die Situation.

David leidet an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Die Autorin Johanna Stuttmann hat dieses Thema genau recherchiert, wie sie in einem Interview sagt. Dennoch bemängeln einige Kritiker, die Vorgänge sehr überzeichnet dargestellt zu haben. Ein Redakteur der FAZ warf ihr Drehbuchschwächen vor.
Nichtsdestotrotz erzählt „Nacht vor Augen“ eine spannende Geschichte, und Hanno Koffler, der den Bundeswehrsoldaten spielt, kann die psychische Störung Davids sehr überzeugend darstellen. Beim Filmfestival in Durban, Südafrika, erhielt Koffler den Preis als bester Hauptdarsteller.

(auch in der MAZ, 16.8.2010)


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