München (18): Oans, zwoa, gsuffa!

(17) -> 28.7.2010

Mai, sche is scho, wenn’s sche is bai uns in Bayan, is ned aso?
Nein, das kann man nicht sagen. Zumindest wettertechnisch.
Folgende Szene spielte sich am Morgen in meinem Hotelzimmer ab. Ich stehe am Fenster und ziehe den Vorhang auf. Draußen geht gerade ein Wolkenbruch nieder, dazu heftiger Sturm.
Das musste ein Fehler sein. Ich hätte eigentlich den Vorhang noch mal zuziehen, ein Knöpfchen drücken müssen und dann noch mal den Vorhang aufziehen – um dann Sonnenschein zu sehen. Aber weder war ich im Film oder im Traum.

Aber es wurde besser. Wir feierten unseren letzten gemeinsamen Abend in der großen Runde. Unsere letzte gemeinsame München-Tour überhaupt. Da war es doch ganz klar, wohin uns der Weg führte. Und an dieser Stelle darf erstens gern mitgesungen und zweitens geschunkelt werden.
In München steht ein Hofbräuhaus, oans, zwoa, gusuffa!

Das Hofbräuhaus ist natürlich die Touristenhochburg in Minga (wie die Bayern München nennen), echte Münchner gehen da wohl nicht wirklich hin. Dafür kommen regelmäßig Schwälle von Menschen aus Asien und den USA dort an. Einen Platz bekommt man nicht sofort. Leute, so weit das Auge reicht. Ein unfassbares Stimmengewirr, dazu eine Blaskapelle. An dieser Stelle darf wieder mitgesungen und geschunkelt werden.
Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit, ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit!

Ein Blick auf die Speidekarte sagt: Durst muss da sein! Das Radler oder das Hofbräu-Bier gibts nur als Maß, also im Ein-Liter-Humpen. Da hat das Sprichwort „Zu tief ins glas schauen“ noch eine wirkliche Bedeutung.
Hoch de Depf und schwoàbt sas owe, de Bria. Prost!

Während die Kollegen zu Brathendl, Käsespätzle und Schweinsbraten griffen (letzter Bestellung müsste so lauten: „I weà ma a Bià nemma und a Boàzion Schwainsbrōn mit Gnedln.“), bestellte ich mir die Würstlplatte. Das klingt doch so richtig urig, oder?
Deshalb war ich dann schon a bissl enttäuscht, als dann ein ganz normaler weißer Teller vor mir stand, mit vier Wüstl in drei verschiedenen Sorten, dazu Sauerkraut. Nun ja. War nicht schlecht, aber auch kein Reißer.

Weiter vorn feierten fesche Buam und Madls oa oasglassne Party, klatschten mit, schunkelten mit, wenn die Kapelle mal wieder einen ihrer Stadlhits spielte. Es fehlte eigentlich nur der Borg-Andy, um die Stimmung zu befeuern.
Neben uns an den Tisch gesellte sich in der Zwischenzeit ein asiatisches Pärchen, das eine halbe Ewigkeit die Karte studierte. Wahrscheinlich konnten sie mit Speisen wie der Surhaxn oder dem Bierkutschergulasch wenig anfangen, irgendwann bestellten sie dann aber doch irgendwas mit Schwein.
Im Gang drängelte sich unterdessen schon die nächste 20er-Tourigruppe durch den Laden, vorbei an den Leuten, die die Kapelle fotografierten.

Mit einem „Prosit für die Gemüüütlichkeeeeit!“ traten wir den Rückzug an. Auf den bayerischen Kulturschock gab es erst mal ein italienisches Eis.
Servus! Pfiati!


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