60 Jahre ARD – Lange Nacht: Information und journalistische Unterhaltung

DO 16.04.2010 | 23.40 Uhr | Das Erste

Er hat schon wieder Neger gesagt. Und Negerviertel. ARD-Korrespondent Gerd Ruge war da nicht zimperlich. Aber in den 60ern durfte er das im „Weltspiegel“ noch sagen.
Mit einem Rückblick auf Information und journalistische Unterhaltung starteten die langen Nächte zum 60. Geburtstag der ARD.

Schon zu DDR-Zeiten habe ich natürlich auch schon die ARD verfolgt. Wir empfingen das Erste und das Dritte Programm von NDR, Radio Bremen und SFB – Nord 3.
Eine meiner ersten Fernseherinnerungen hat tatsächlich mit dem heutigen Rückblickthema zu tun. Es war der 28. Januar 1986. Ich sah die „Tagesschau“ um 17.50 Uhr. Dort wurden die Bilder von der Challenger-Rakete gezeigt, die kurz nach dem Start explodierte.
In Erinnerung bleiben auch viele „Brennpunkte“ in den Jahren 1989 und 1990, die über die Reignisse in der DDR berichteten. Noch heute habe ich die Livesendung auf VHS, in der am 2. Oktober 1990 über die Feierlichkeiten zur deutschen Einheit informierte. Inklusive der Stunde Null.
Anfang der 90er sorgte das WDR-Magazin „ZAK“ für Furore. Anfangs lief es nur auf West 3, was wir damals noch nicht sehen konnten, später wechselte das satirische Politmagazin mit Friedrich Küppersbusch ins Erste. Die „Hurra Deutschland“-Puppen fanden da auch ihren Ursprung. „Hurra Deutschland“ mochte ich auch sehr. In dem 15-minütigen Format waren die deutschen Politgrößen als Puppen zu sehen.
Mit Kabarett a la „Scheibenwischer“ konnte ich dagegen nie etwas anfangen, das war mir immer zu piefig, und als Jugendlicher will man ja was geboten bekommen.
1990 schluckte die ARD den DFF, zumindest das erste Programm. Die DFF-Ländekette durfte noch bis Ende 1991 weitersenden. Anfang 1992 kamen der ORB und der MDR. 1993 klinkte sich der SFB aus der Nordkette aus und startete mit B1 ein eigenes Drittes Programm.
1991 begann man zudem, das Dritte Programm zu entstauben. Auf N3 startete „DAS! Das Abendstudio“, eine Mischung aus Nachrichten, Regionalem und Boulevard. Anfangs war ich immer dabei.
Auf N3 waren auch immer mal wieder die Freitagstalkshows interessant. Besonders, wenn in der „NDR Talk Show“ mal wieder die Fetzen flogen. Zum Beispiel als Karin Struck die Sendung vorzeitig und voller Wut verließ, sich das Mikro vom Leib riss und dabei ihre nterwäsche präsentierte und zu guter Letzt noch ein weinglas durch Studio feuerte. Oder als die Bremer Talkshow „III nach Neun“ von Autonomen attackiert wurde, weil Franz Schönhuber von den Republikanern zu Gast war und Schauspielerin Jutta Speidel einen hysterischen Anfall bekam.
Aus N3 ist inzwischen das NDR fernsehen geworden. Regelmäßig schalte ich dort das Medienmagazin „Zapp“ ein.
Bei großen Ereignissen war das Erste immer vorne weg: Lady Dianas Tod. Der 11. September 2001. Die Oder- und Elbeflut. Wahlspecials und vieles mehr. Ich halte die „Tagesschau“ nach wie vor für die beste Nachrichtensendung.

Dennoch: Die ARD verflacht. Im Hauptabendprogramm verdrängt die Unterhaltung die Information. Politmagazine werden gekürzt, Dokus ins Nachtprogramm verschoben. Anne Will, Beckmann und Maischberger talken sich einen Wolf. Die ARD könnte viel mehr aus ihrer Infokompetenz machen.


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