Der Versuch einer Mittagspause

Kann es sein, dass Fürstenberg die Gedenkstätte Ravensbrück nicht so wirklich unterstützt? Wer auf der B96 unterwegs ist, findet in Fürstenberg selbst keine Hinweise darüber, wo er denn nun hin muss, wenn er sich das ehemalige KZ ansehen will. Erst an der Straße, die dort hinführt, steht der erste Hinweis.
Genauso dezent geht es weiter. An einer Gabelung steht der Ravensbrück-Hinweis so versetzt, dass man fast schon wieder dran vorbei ist, wenn man’s entdeckt hat.
Das Besucherzentrum habe ich gleich mal komplett übersehen. Es befindet noch vor dem Haupteingang und soll einen Architekturpreis gewonnen haben. Dolle Sache, wenn’s so schön ist, dass man’s nicht wahrnimmt.

Auf dem Rückweg von Fürstenberg hatte ich das Bedürfnis einer Mittagspause mit entsprechender Mahlzeit.
Schon in Fürstenberg hielt ich an der B96 Ausschau, fand aber nichts, was mich angesprochen hat.
In Dannenwalde entdeckte ich am Straßenrand ein Bistro. Ich fuhr auf den Parkplatz, schnappte mir meine Zeitung – Mittagslektüre – und schlenderte zu dem Häuschen. Es blieb beim Schlendern. Drinnen sah es düster aus, voll schien es noch dazu, und schon vor der Tür stank es nach altem Frittieröl. Es fiel mir nicht schwer, zu verzichten.

Weiter nach Gransee. Am Ortseingang von Fürstenberg kommend steht ein Container, der sich Bistro nennt. Nachdem ich erst mal fix an der Parkplatzeinfahrt vorbeigerauscht bin, wendete ich im Kreisverkehr. Ich parkte, stieg aus und lief zum Eingang. Der kleine Container hatte nur wenige briefmarkengroße Tische, voll war’s auch. Kein Platz für mich – und vor allem für meine Mittagslektüre.
Unweit vom Kreisverkehr der zweite Versuch. Und das war der Gruseligste. Als ich vor der kleinen Kneipe stand, sah es drinnen wieder düster aus. Eine nicht wirklich sauber aussehende Gardine und eine Fensterverkleidung machte es unmöglich, einen Blick nach drinnen zu bekommen. Was soll das? Wollen die Kneiper nicht, dass man schon mal von draußen sehen kann, was einen erwarten könnte. Ich drückte die Türklinke, machte einen Schritt rein – und erstarrte. Vier Augenpaare sahen mich an. An einem Tisch saßen drei Herren mit ihren Bieren. An einem anderen ein einzelner Mann, ungepflegt, Ringe unter den Augen und ganz offensichtlich schon ein Promillchen intus. Nein, da wollte ich meine Mittagspause nicht verbringen. Und jetzt wunderte ich mich auch nicht mehr, dass man von draußen nichts sehen soll.
Erst der dritte Granseer Versuch klappte. Eigentlich wollte ich irgendwelche deutsche Hausmannskost. Da hatte ich Appetit drauf. Am Ende wurde es dann doch ein Dönerladen am Rande der Granseer Altstadt. Und ich bereute es nicht. Der Laden war einigermaßen sauber, hatte große Tische und einen leckeren und preiswerten Dönerteller.

Aber dennoch: Christian Rach hätte heute bei den anderen Läden die Hände über den Kopf zusammengeschlagen – oder sich gleich die Kugel gegeben.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert