Up In The Air

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Wenn Ryan Bingham (George Clooney) diesen Song kennen würde – es wäre wahrscheinlich sein Lebensmotto. Denn Ryan ist die meiste Zeit des Jahres unterwegs. In Flugzeugen, in Hotelzimmern, in Firmen überall in den USA. Bald hat er sein großes Ziel erreicht: Wenn er zehn Millionen Flugmeilen gesammelt hat, dann bekommt er alle Flugprivilegien.
Ryan jettet durch das ganze Land, um Leute zu feuern. Firmen engagieren ihn, damit er den Geschassten sagt, dass sie ihren Job los sind.
Alles droht sich zu ändern, als Ryan eine Kollegin an die Seite gestellt wird. Sie will, dass die Leute nur noch per Webcam gefeuert werden. Ganz ohne Reisen. Ganz ohne Flugmeilen.

Jason Reitman hat mit „Up In the Air“ einen doch recht vielschichtigen Film gedreht. Er erzählt von einer kühlen, modernen Gesellschaft. Von dem schockierenden Moment, in dem jemand erfährt, dass seine wirtschaftliche Existenz bedroht ist. Und davon, wie kühl und hart das Geschäft des Feuerns ist. Und überhaupt die Firmenpolitik.
Andererseits lernen wir Ryan kennen, der von sich sagt, er brauche keine Beziehungen. Er hat auch keine. Weder zu einer Frau, noch zu seiner Familie. Wann auch? Doch auch Ryan lernt dazu, macht neue Erfahrungen, die sein Herz erweichen, die ihn anders über sein Leben denken lassen.

Das wirklich Interessante an dem Film ist, dass er uns nichts vorgaukelt. Keine heile Welt wird dem Zuschauer präsentiert, zumindest bei der wirtschaftlichen Seite, auch bei der privaten. Reitman zeigt sie so, wie sie ist. Und beschönigt nicht. Er erzählt von einer Sehnsucht, die sich nicht immer erfüllt. Manchmal auch nicht erfüllen kann.
Das ist beruhigend. Das ist niederschmetternd. Aber so ist es.

8/10


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Kommentare

4 Antworten zu „Up In The Air“

  1. TheCritic

    Wie kühl und hart das Geschäft des Feuerns ist? Genau wegen solcher Implikationen finde ich den Film so unsäglich. Er ist wie der Kamillentee für einen Krebskranken. Wirklich interessant geworden wäre der Film nur, wenn sich die vermeintlichen Moverundshaker selbst abschaffen müßten. Am besten noch die logische Konsequenz – einer gegen den anderen. Aber vor solchen Konsequenzen zieht Reitman wie üblich den Schwanz ein.
    Jetzt bin ich glatt nachträglich so wütend geworden, daß ich meine Bewertung auf der IMDB noch eins weiter nach unten gesetzt habe. Danke dafür.

  2. RT

    Warum sollten die sich selbst abschaffen. Deren Geschäft blüht.

  3. TheCritic

    Weil es die Implikation des Kapitalismus ist. Gewinnmaximierung bedeutet letztendlich der Versuch, sich der menschlichen Arbeitskraft als Kostenfaktor zu entledigen. Deshalb auch das Anwachsen des Finanzsektors im letzten Jahrhundert. Dumm nur, daß Menschen von Aktien allein nicht leben können und dann anfangen, rumzuzucken.
    Wie schon bei Thank you for smoking hat Reitman aber nicht die Traute, so weit den Gedanken voranzutreiben. Weshalb seine Filme wiederum so beliebt sind.

  4. nopa

    Rumzucken?

    Der Finanzsektor wurde eingeführt, um Volkswirtschaften kontrollieren zu können mit dem Ziel, das BSP in möglichst vielen Ländern auf einen möglichst hohen Stand zu bringen.

    Das hat einerseits was mit Sozialismus und andererseits was mit Bankenherrschaft zu tun.

    Letztlich sind Volkswirtschaften für Banken, was für den Bauern das Milchvieh ist.

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