Mit einem Heijo übernehmen die Jecken den Bundestag

Karneval: Ölscheichs, Clowns und Funkenmariechen zur Weiberfastnacht / Die Rheinländer importierten das Spektakel an die Spree

MAZ, 12.2.2010

BERLIN
„Berlin Heijo!“ So ganz haben sich die Bundestagsjecken an den Karnevalsspruch der Hauptstadt noch nicht gewöhnt. Gestern, zur Weiberfastnacht im Jakob-Kaiser-Haus, schallte er mehrfach durchs Kasino.
„Berlin Heijo klingt furchtbar!“, sagt Manuela Schloemann und lacht. „Alaaf klingt viel besser!“ Obwohl sie keine rheinländischen Wurzeln hat, ist ihr der Karneval in Fleisch und Blut übergegangen. In den vergangenen zehn Jahren sammelten sich bei der Berlinerin zu Hause 80 Kostüme an. Gestern war sie „ein trauriger Clown, der eigentlich ein hübscher Schwan sein möchte“, wie sie erklärte.

Mönche, Cowboys, Generäle, Kapitäne, Funkenmariechen und Karnevalsprinzen tummelten sich in der großen Halle, tranken Kölsch oder genehmigten sich eine Portion Pommes rot-weiß. „Die Berliner haben sich verbessert, was den Karneval angeht“, sagt Heinz-Dieter Bourtscheidt. Dennoch blutet dem 67-Jährigen das Herz. Er ist Kölner, vor 20 Jahren „zwangsberlinert“ worden. Zeit für einen Ausflug nach Kölle bleibt ihm diesmal nicht.

Seit dem Bundestagsumzug nach Berlin feiern die Jecken zum elften Mal in der Hauptstadt die Weiberfastnacht. „Eine tolle Tradition“, sagt der als Ölscheich verkleidete Gerhard Rakenius. „Fröhlichkeit kannte noch nie Grenzen.“ Unterdessen tanzen vor der Bühne die Mädchen des Karnevalklubs Lichtenberg. „Karneval an der Spree – ole, ole, ole!“ Manuela Schloemann versucht, einem Kollegen mit einer Schere den Schlips zu kürzen. Doch der kann fliehen. „Den kriege ich noch!“, ruft die jecke Berlinerin. Doch der Herr trickst sie aus, kehrt ohne Krawatte zurück. Die wenigsten Männer tragen einen Schlips.

Gegen Abend wechselten die meisten Jecken noch in die Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen – in die Partyhochburg. Ohne Heijo, aber mit Alaaf.


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