Volojahre (29): Das Feuilleton und ich

(28) -> 26.6.2009

Kurz vor Schluss unseres Kulturkritikseminars kann ich, so glaube ich, schon eine Schlussfolgerung für mich treffen: Ich werde wohl kein Feuilletonist.
Ich möchte mich (auch) in Zukunft weniger mit Theaterstücken beschäftigen, die Otto-Normal-Theaterbesucher kaum noch versteht. Und die erst nach ewigem Nachlesen überhaupt erst verständlich werden. Ich kann jeden verstehen, der sagt: Wenn ich ins Theater gehe, möchte ich das Gesehene auch verstehen. Was nicht heißt: Es muss seicht sein, das ganz gewiss nicht.

Leider neigt dieses Seminar dazu, sich nur mit solchen Themen zu beschäftigen. Eine TV-Kritik zu einer arte-Doku über Echthaar aus Indien zu schreiben, fällt mir nicht einfach. Vor allem deshalb, weil es mir normalerweise nicht in den Sinn käme, über so eine Sendung eine Kritik zu schreiben, wo das doch Thema an sich, theoretisch, berichtenswert ist.

Das Theaterstück von Herbert Achternbusch, das wir am Dienstag gesehen haben, war zwar nicht so ätzend wie das der Jelinek im Juni, aber auch „Susn“ ist kein einfaches Stück. Die 80-minütige Aufführung handelt von einer Frau, die geliebt werden will, die Ziele hat, am Ende aber resigniert.
Ein Höhepunkt allerdings war der Besuch von Hauptdarstellerin Brigitte Hobmeier in unserem Seminar. Sie erzählte uns, dass sie nie eine Kritik lesen würde, weil das ihre Arbeit am Stück sehr beeinflussen würde. Was logisch klingt. Dennoch sei der Einfluss groß: Wenn die großen Münchner Zeitungen ein Stück verreißen, kann das dazu führen, dass es sich nicht lange hält.

Heute Abend geht es zu guter Letzt noch ins Kino. Noch wissen wir nicht, was wir uns für einen Film ansehen werden, den wir kritisieren müssen. Aber ich hoffe mal nicht, dass es eine Doku über Straßenfeger in Aserbaidschan ist. Andererseits würde das irgendwie auch zu diesem feuilletonistischen Seminar passen…


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Kommentare

3 Antworten zu „Volojahre (29): Das Feuilleton und ich“

  1. Felix

    Naja, zur Beruhigung seist du daran erinnert, dass im Feuilleton ja auch immer die Medienseite ihren Platz hat 🙂

  2. RT

    Stimmt, aber die Medienseite ist meist ein eigenes Ressort, das nur indirekt zum F. gehört.

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