Das Ende

Das Ende war abzusehen. Als die Nachricht ihres Todes heute eintraf, war es dennoch ein Schock. Dass es nun tatsächlich so schnell zu Ende ging, dass der Verfall dermaßen rasend voranschritt, hat niemand für möglich gehalten. Am Freitagnachmittag ist R. gestorben.
Organversagen, aus dem Koma nicht mehr erwacht. Das Ende eines Leidensweges, der, das lässt sich nicht abschreiten, verhinderbar gewesen ist.

Wir wussten immer, dass der Alkohol in ihrem Leben immer eine (zu) große Rolle in ihrem Leben spielt. Sekt in normalen Wassergläsern schon am Vormittag. Nein, nein, das ist nur heute so, hieß es dann immer. Aber es war normal. Sie trank zu viel. Seit Jahren, wahrscheinlich schon Jahrzehnte, schon immer. Die Mengen an Alkohol, die sie schon intus hatte, und die bei den Treffen noch dazu kamen, ließen den Pegel ansteigen. Dennoch reichte es fürs Autofahren, denn betrunken war sie ja nicht – zumindest nicht äußerlich. Dass das bei Alkoholikern immer so ist – das wurde uns erst später bewusst. Doch das mit dem Eingreifen, mit dem immer wieder Ansprechen und Einwirken – das ist so eine Sache. Es bringt nichts.

Das Unheil nahm seinen Lauf. Sie verlor wegen 2,15 Promille (!) ihren Führerschein, machte ihn in Polen neu. Dann brannte fast das Haus nieder, weil der Weihnachtsbaum in Flammen aufging – sie schliefen. Waren weggetreten.
Wir dachten, das ist die Wende, jetzt kommt die Besinnung. Aber sie kam nicht. Es ging stattdessen weiter bergab.

Zusammenbrüche, Schmerzen, Not-OPs. Die Krankenhausaufenthalte summierten sich.
Am Ende gab es keine Hoffnung mehr. Der Alkohol zerfraß den Körper, ließ die Organe kollabieren. Am Freitagnachmittag wurden die Geräte abgeschaltet. Das Ende.
R. starb mit nur 51 Jahren.
Wenn dieser Tod etwas bringen könnte, dann wenigstens die Einsicht, dass anhaltender Alkoholmissbrauch nur zu einem schlimmen Ende führt.
Machs gut.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Das Ende“

  1. […] Als ihre Urne in die Erde hinabgelassen wurde, fielen ein paar Regentropfen vom Himmel. Fünf Wochen nach ihrem Tod, fand heute R. ihre letzte Ruhe auf dem Waldfriedhof Heerstraße in Berlin. Wobei die Sache mit der letzten Ruhe wohl nicht so ganz stimmt. R.’s Grabnachbarin ist die 1970 gestorbene Schauspielerin Grethe Weiser. Ab heute befindet sich R. also in bester Gesellschaft, wird jetzt jeden Tag mit Grethe über Gott und die Welt tratschen. Ihr wird es also nicht langweilig da oben. Mach’s besser! […]

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