Ungarn (3): Zu Lande, zu Wasser und in der Luft

Die Nacht war viel zu kurz in unserem Hotel in Hévíz, und die Abreise sollte pünktlich – ganz pünktlich – um 8 Uhr erfolgen. Unsere Reiseleiterin zeigte sich streng, so trauten wir uns erst gar nicht, nach einer Abfahrtszeit um 8.30 Uhr zu fragen. Dann wäre zum Beispiel mehr Zeit gewesen, um das Thermalbad des Hotels zu testen.
Die Abfahrt erfolgte dann auch ganz pünktlich um 8.25 Uhr.

In Keszthely waren wir gestern schon mal. Diesmal warteten zwei Trabants auf uns. Ein paar Kilometer gab es die Gelegenheit, die Rennpappe über die ungarische Landstraße zu jagen. Nicht jeder konnte mitfahren, und da ich eigentlich nie ein Fan des Trabis war, verzichtete ich. Mein Bruder hatte mal einen Trabant, und ich erinnere mich noch gut.
Dennoch war es lustig, mit den anderen Kollegen von der Busrückscheibe aus die beiden Trabis zu beobachten. Die Pappenfahrer hatten ihren Spaß, auch wenn der Blinker öfter mal dauerblinkte, weil das früher nicht automatisch aussprang. Nur einige ungarische Großwagenbesitzer schienen genervt angesichts unserer nostalgischen Kolonne.

Wir erreichten als letzte Station unserer Ungarntour die Stadt Siófok. Und das Sprichwort bewahrheitete sich: Das Beste kommt zum Schluss.
Wir hatten immer relativ wenig Zeit, uns in den Städten näher umzusehen. Siófok konnten wir fühlen und spüren. Der Bürgermeister lud uns zu einer Radtour durch den Ort ein. Und so radelten wir durch die Tourimeile des Seebades.
in Siófok herrscht im Gegensatz zu den anderen von uns besuchten Städten echtes Touristenfeeling. Auf einer Meile stehen von Pavillons, in denen es zu Essen und zu trinken gibt, viele kleine Geschäfte und vor allem ein langes Balaton-Ufer – mit Meeresgefühl. Der Balaton schlägt vor Siófok Wellen, es rauscht. So stelle ich mir das eigentlich vor, und nur dort habe ich das so vorgefunden.
Ein Teil der Radtour führte einen Weg entlang, der sich direkt am Seeufer entlangzog – inklusive einiger Wellenspritzer. Herrlich!

In Siófok lernten wir auch Maria Császárné Lits kennen. Das heißt, eigentlich lernten wir sie schon in Hévíz kennen, sie reiste schon im Bus die Etappe mit uns mit und erzählte aus ihrem Leben und von ihrer Arbeit.
Sie leitet das Hotel Napfény in Siófok, ein Drei-Sterne-Hotel, das nur von Mai bis Anfang Oktober geöffnet ist. Wir haben einige Stunden mit ihr verbrachtet, aber eines haben wir schnell gemerkt: Sie trägt nicht nur das Herz auf der Zunge, sondern scheint sich auch rührend um ihre Gäste zu kümmern. Nicht nur das: Sie arbeitet auch in der Tourismusverwaltung von Siófok, und das nicht unbedingt nur aus Eigennutz. Sie sagt, die vielen Hotels im Ort seien nicht nur Konkurrenten, sondern müssten an einem Strang ziehen, um die Menschen in die Stadt zu holen.

Zu guter Letzt ging es dann noch auf den Balaton. Auf einem Segelboot verließen wir den Hafen von Siófok und fuhren raus auf den See. Mitunter herrschte ein ordentlicher Wellengang, und der Bürgermeister wurde fast von einem Seil stranguliert, als das Segel gesetzt wurde – aber es war herrlich. Sonne, eine leichte Brise, dazu das Schiffsschukeln und keine Anzeichen von Seekrankheit. Leider hatten wir nur 30 Minuten, so dass das Abenteuer viel zu schnell vorbei ging.
Siófok konnte sich bei uns tatsächlich als Urlaubsort empfehlen.

Von Budapest aus flogen wir zurück nach Berlin – mit Verzögerung.
Die Ungarn sollten sich schleunigst um den Ausbau ihres Flughafens kümmern. Die gates reichen hinten und vorne nicht. Die Frequenz der Flieger, die an einem Gate abgefertigt werden ist eng. Da die Venedig-Maschine vor uns später losflog, kamen auch wir später dran. Und dann gab es auch noch einen Check-in-Stop, dessen Grund wir aber nur inoffiziell erfahren haben: Aus einer Sondermaschine kam ein Strafgefangener in Hand- und Fußfesseln in Budapest an und sollte keinen Kontakt mit weiteren Reisenden haben.

Drei Tage Ungarn sind vorbei. Das Programm war voll, und hätte gut und gerne um einen Tag gestreckt werden können. Dann hätten wir noch mehr von Land und Leute kennenlernen können. So wie in Siófok.


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