Trotz Jobgarantie bleiben die Stahlwerker skeptisch

Konjunkturkrise: Eisenhüttenstädter Hochofen soll nur sechs Monate stillgelegt werden

MAZ, 16.5.2009

Der Aufsichtsrat von Arcelor-Mittal plant vorerst keinen Stellenabbau. In Berlin demonstrierten gestern 800 Arbeiter.

BERLIN
Die rund 2700 Beschäftigten des Arcelor-Mittal-Stahlwerks in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) müssen – zumindest vorerst – nicht weiter um ihre Jobs bangen. Der Hochofen wird zwar stillgelegt, jedoch nur für sechs Monate. Das entschied der Aufsichtsrat von Arcelor gestern in Berlin.

Etwa 800 Stahlkocher waren am Vormittag lautstark vor das Tagungshotel am Berliner Lützowufer gezogen, um für den Erhalt ihres Werkes zu demonstrieren. Im Verlauf der Kundgebung verlas Hasso Düvel, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und ehemaliger IG Metall-Chef von Berlin und Brandenburg, die Entscheidung. Betriebsbedingte Kündigungen sollen demnach bis auf weiteres ausgeschlossen sein. Der Hochofen sei „dauerhaft nicht gefährdet“. Düvel: „Wir haben eine Garantie für sechs Monate.“ Durch die Krise sei die Nachfrage nach Flachstahl aus Eisenhüttenstadt auf 45 Prozent gesunken. Wenn die Konjunktur anziehe, könne wieder Gas gegeben werden. Sollte sich die Lage jedoch verschärfen, müsse neu geredet werden, sagte Düvel. Im MAZ-Interview erklärte er, dass nur wenige Stellen über Altersteilzeit sozialverträglich abgebaut werden.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) begrüßte die Entscheidung, betonte aber, es gebe noch „keine Entwarnung“. Rainer Werner (SPD), Arcelor-Mittal-Aufsichtsrat und Bürgermeister von Eisenhüttenstadt, zeigte sich unzufrieden: „Die Kuh ist noch nicht vom Eis.“ Er warnte: „Im Falle eines Industrieabbaus erlebt die Stadt ihr blaues Wunder.“ An den Jobs im Werk hängen weitere 3000 im Dienstleistungssektor. Auch die Belegschaft ist skeptisch: „Das schieben die hin bis zu den Wahlen und dann kommen die Horrormeldungen“, so eine Stahlwerkerin.


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Eine Antwort zu „Trotz Jobgarantie bleiben die Stahlwerker skeptisch“

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