NVA

SA 16.05.2009 | 20.15 Uhr | ProSieben

Gegenüber dem Wehrdienst bei der NVA ist doch die Bundeswehr nur pillepalle. Für 18 Monate wurde zu DDR-Zeiten für junge Soldaten die Kaserne das zweite Zuhause. Heim zu Mami oder zur Freundin – wochenlang war das nicht möglich. Heute dauert das Ganze nur noch neun Monate und gleich am ersten Wochenende wird frei gemacht. So ändern sich die Zeiten. Aber heute gibt es ja auch keinen Feind mehr. Nicht mehr so richtig jedenfalls. Oder gibt es Rotland und Blauland, von denen im Grundwehrdienst immer gesprochen wird, doch?

Heidler (Kim Frank) und Krüger (Oliver Bröcker) haben ihre NVA-Zeit noch vor sich. Der erste Tag. Schrecklich! Die Offiziere brüllen nur rum. Die Haare zu lang, das Gesicht nicht rasiert. Als ob das die was angeht. Und was soll das überhaupt heißen: „Angestrengt, aber ausdruckslos“, so soll der Soldat beim Stillstehen gucken.

Mit „NVA“ wollte Regisseur Leander Haußmann seine eigene Zeit bei der Nationalen Volksarmee verarbeiten. Ob ihm das aber gelungen ist, sei dahingestellt. Denn wer einen einigermaßen ernsthaften Film über diese Zeit sehen möchte, wird enttäuscht. „NVA“ beschränkt sich in seinen 98 Minuten fast nur auf das Skurrile und Lustige. Fast möchte man meinen, wie putzig das doch damals alles gewesen sein muss. Aber das war es für die allermeisten nicht.

Im Gegensatz zu seinem Film „Sonnenallee“ gelingt es Haußmann bei „NVA“ nicht, einen Balanceakt zwischen Komödie und Ernsthaftigkeit zu schaffen. Das hätte gerade diesem Film aber sehr gut getan. Er vermittelt den völlig falschen Eindruck, dass die NVA eigentlich eine ganz lustige Truppe war. Junge Zuschauer könnten meinen, dass das alles doch gar nicht so schlimm war, wie Papa immer erzählt. Dass sich der Regisseur fast nur auf das Komische beschränkt, ist dem Thema nicht gerecht, ist fast schon ärgerlich. „Good Bye, Lenin!“ ist dieser Gegensatz zwischen dem Tragischen und Komischen dagegen vortrefflich gelungen. Vielleicht lag es auch daran, dass „NVA“ an den Kinokassen größtenteils gefloppt ist, trotz umfangreicher Werbekampagnen.

Wer sich allerdings über die Thematik an sich keine Gedanken macht und in „NVA“ ausschließlich die lustige Komödie sieht, der wird an diesem Film durchaus seinen Spaß haben. Aber ein Klassiker wie „Sonnenallee“ wird dieser Film niemals sein.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert