Wendejahr 1989: „Talk intim“ war Sensation

Rückblick: Der März 1989 in der „Märkischen Volksstimme“

MAZ Oranienburg, 31.3.2009

OBERHAVEL
Vor 20 Jahren überschlugen sich die Ereignisse in der DDR. In der „Märkischen Volksstimme“ (MV), Vorgängerin der heutigen MAZ, spiegelte sich die politische Realität recht einseitig wider. Einmal im Monat blättern wir im Archiv. Diesmal: März 1989.
Der März begann wie so oft im DDR-Pressealltag: „Grüße und Glückwünsche allen Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren zum heutigen Tag der Nationalen Volksarmee.“ Mit dieser Überschrift wurde der 1. März auch im Oranienburger Lokalteil der MV gefeiert.
Rund um die Kreisstadt Oranienburg tat sich im Frühjahr 1989 einiges: Am 3. März berichtete die Lokalredaktion über den Stand der Arbeiten am Germendorfer Konsum. Offenbar gab es Probleme: „Es wird um die Einhaltung des Termins gekämpft“, hieß es in dem Beitrag.
In der Veltener Straße in Eichstädt entstanden „sehr komfortable vier Wände“, wie die MV am 7. März 1989 berichtete. Zwei Familien sollten dort eine Bleibe finden, später noch einmal eine Familie. Es ging also voran, zumindest scheinbar.
Im Filmtheater Birkenwerder konnten sich Filmfans unterdessen den Streifen „Goldfieber“ ansehen. An Gold war in der DDR wenig zu denken.
Etwas ganz Neues hatte der Jugendclub „Freundschaft“ in Oranienburg zu bieten. Der Showabend „Talk intim“ feierte am 25. März 1989 seine Premiere. Viele der Gäste waren vorher absolut geheim. Moderator Axel „Alex“ Kubiak begrüßte unter anderen den Liedermacher Torsten Riemann. Einer der besonderen Momente: Ein Oranienburger Zuschauer rief während der Show den Fernsehmoderator Jürgen Karney an. Der musste eine Frage über den Chemiker Friedlieb-Ferdinand Runge beantworten – scheiterte aber. In der MV stand drei Tage später ein Jubelartikel, und tatsächlich war die Talk-reihe eine kleine Sensation für Oranienburg.
Aber auch tiefe Trauer im März: Die Polizei fand eine 40-Jährige aus Oranienburg tot im Oder-Havel-Kanal. Die MV veröffentlichte eine kleine Meldung, in der ein Tötungsverbrechen vermutet wurde.


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Kommentare

4 Antworten zu „Wendejahr 1989: „Talk intim“ war Sensation“

  1. Der Bruder

    Ich war damals beim ‚Talk imtim‘ dabei. Das war für die damalige wirklich was besonderes. Es gab glaube ich ingesamt 2 oder 3 Veranstaltungen dieser Art. Man kam auch mit Angehörigen von Ost-Promis in Kontakt. Achso das mit den ‚Zuschauer‘ war eigentlich etwas anders. Der Zuschauer wurde vorher aus den Telefonbuch per Zufallsprinzip heraus gesucht und angerufen. Und das war dein bzw.unser Vater! Er kommt denn zum Jugendclub und wurde interviewt. Irgendwo gibts davon auch noch ein Foto. Er sollte sich dann eine Frage (Wer war F.F.Runge?) ausgedenken. Diese Frage konnte der Promi nicht beantworten. Der Promi durfte auch eine Frage stellen, die aber unser Vater leider auch nicht beantworten konnte. Also wars ein unentschieden…

  2. RT

    Ja, dass das unser Vater war, daran konnte ich mich auch erinnern, wäre aber blöd gewesen, das in den Artikel zu schreiben. 😉

  3. Der Bruder

    stimmt…

  4. Alex

    Hallo an alle Leser dieses Artikels. In der Recherche zu einem kleinen Buch das ich gerade schreibe bin ich auf diesen Artikel gestoßen. Ja, auch mir als Moderator hat diese Veranstaltungsreihe unwahrscheinlich Spaß gemacht. Ich danke recht herzlich das jemand das hier aufgeschrieben hat, so wird es unvergessen bleiben. Ich grüße alle ganz herzlich, bin noch fleißig in meinem Job tätig und vielleicht läßt sich ja irgenwann eine Fortsetzung von „Talk intim“ machen. Liebe Grüße Alex Kubiak (01744161422)

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