Bahnbekanntschaften (37): Frohnauer sind anstrengend!

(36) -> 22.10.2008

In Gesundbrunnen steigt ein junges Paar in die S-Bahn nach Oranienburg. Während sie sich unterhalten – besonders er spricht so, dass es nicht zu überhören ist – befummeln sie sich gegenseitig. Er fasst ihr unterm Shirt auf den Bauch oder sie umarmt ihn. Oder beides gleichzeitig.
Und irgendwie ist er mit seinen Klamotten überhaupt nicht zufrieden. Im Gegenteil, er mosert. Sein Pullover sei viel zu kurz. Irgendwelche Nähte auf seiner Hose würden ihm überhaupt nicht gefallen. Seine Schuhe seien ihm auch zu eng, irgendwas scheuert an seinen Zehen. Seine Mütze gefiele ihm auch nicht. Nur bei Letzterem stimmte ihm seine Freundin zu. Man kann zusammenfassen: Modisch läuft es bei dem jungen Mann alles andere als gut. Findet er. So dramatisch schlimm sah es nun wirklich nicht aus. Nur sein T-Shirt fand er übrigens annehmbar, aber das war gerade nicht zu sehen.

Seine Freundin scheint jeden Tag mit der S1 nach Berlin zu fahren. Jeden Morgen ärgere sie sich über die Frohnauer, die zusteigen. Sie seien am nervigsten. Voll ätzend. Sie würden sich nur Müll erzählen. Das sei dann der Moment, wo man zwar das Buch aufgeschlagen habe, aber nicht mehr lesen würde, weil man unwillkürlich zuhören müsse.
Das kam mir bekannt vor: Vor mir lag der „stern“ auf dem Schoß. Doch gelesen habe ich in dem Moment auch nicht mehr. Ich hörte ja auch zu – zu überhören war das Gespräch jedenfalls nicht.
In Wittenau würde sich das Problem erledigen, weil dann die meisten Frohnauer wieder aussteigen würden.
Aus meiner eigenen Erfahrung (als ich noch zur HU gefahren bin) weiß ich, dass tatsächlich in Frohnau mitunter seltsame Schüler einsteigen und bis Wittenau sehr anstregend sind.

Als das junge Paar in Hohen Neuendorf die S-Bahn verließ, machte die Frau bis bis zu diesem Zeitpunkt direkt neben ihnen saß, den Eindruck, als würde jetzt ihre Entspannungszeit beginnen. Und dass sie nun endlich wirklich lesen kann…


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