Eine Stadt im Netz

Internet: Oranienburg ist mit rund 220 Filmen in den Videoportalen Youtube und MyVideo vertreten

MAZ Oranienburg, 15.10.2008

Das eingegebene Suchwort in den Videoportalen lautete schlicht „Oranienburg“. Zu sehen sind Autofahrten, Jubelfeiern und Musikclips.

ORANIENBURG
Jennsen und Jenny laufen mit ihrer Videokamera die Oranienburger Lehnitzstraße entlang. Sie lachen und reißen Witze. Als sie in die Willy-Brandt-Straße einbiegen wird Jennsen mutiger: Sie hebt ihren Rock und zeigt der Kamera ihren blanken Hintern. „Kuckt doch keener!“, sagt sie. Dabei steht längst fest, dass sie ihr Filmchen ins Internetvideoportal Youtube reinstellen wollen. Denn schon vorher überlegten sie sich den Begleittext: „Was sollen wir da reinschreiben?“, fragt Kamerafrau Jenny. Jennsens Antwort: „Dass wir beede so druff sind wie Kloppis.“
Insgesamt rund 220 Filme sind auf den Internetseiten Youtube und MyVideo zu finden. Auf diesen Portalen hat jeder Nutzer die Möglichkeit, seine eigenen, bis zu zehnminütigen Werke hochzuladen, um sie anderen zu zeigen. Jennsen und Jenny hatten seit Juli 221 Zuseher. Doch Oranienburg hat noch mehr zu bieten. Tauchten die spontanen Straßenpartys während der Fußball-EM bisher nur im Polizeibericht auf, sind die entsprechenden Filme dazu bei Youtube zu finden. 383-mal klickten Internetbesucher an, um zu sehen, wie auf Oranienburgs Hauptkreuzung im Zentrum gefeiert wurde. Während eines Weiberabends können Youtube-Zuschauer einer Gruppe Mädchen beim Pizzaessen zusehen. Dann filmen sie eine Fahrt durch die Stadt und bieten heute schon historische Aufnahmen von der inzwischen abgerissenen alten Schlossbrücke. Bei MyVideo ist ein Film zu finden, der den Schlossplatz im Jahr 2005 zeigt, als das Bankgebäude noch stand und von den Bauarbeiten nichts zu ahnen war.
Einen Auftritt der Hermes House Band am Schloss, junge Skater in Aktion, betrunkene Teenager („Komm, schluck runter!“), Offroadfahrten und vieles mehr: Die Filme aus Oranienburg bieten eine erstaunlich große Themenvielfalt.
Ein Unfall am Kreisel in der Kremmener Straße kommentiert der junge Filmer mit den Worten „Oh, wie sie heult!“ Dass Unfälle ein beliebtes Thema sind, belegt die Zuschauerzahl: 2448 seit Februar 2007. Gespenstisch sind die Aufnahmen vom Feuer im Reifenwerk 2002 im MyVideo-Portal, die ein Hobbyfilmer im August 2006 hochlud. Auch ein Ausschnitt von der Wahl zur Miss Oranienburg ist im Netz verfügbar.
Sehr viel Mühe gab sich ein Besucher der Gedenkstätte Sachsenhausen. Seine Eindrücke unterlegte er mit der Filmmusik aus „Schindlers Liste“. Allerdings skizzierte der junge Mann auf einer eingeblendeten Karte das falsche Sachsenhausen. Nämlich das im Weimarer Land. Anhand der Fotos im Video ist aber zu sehen, dass er tatsächlich im hiesigen Sachsenhausen zu Gast war.

Die Seiten im Internet: www.youtube.de, www.myvideo.de

MOMENT MAL
Öffentliches Privatleben
Ein Mädchen, das in der Oranienburger Willy-Brandt-Straße ihren blanken Hintern zeigt. Junge Leute, die sich im angetrunkenen Zustand filmen lassen. Jubelfeiern auf der Bernauer Straße. Eindrücke vom großen Reifenbrand im Jahr 2002.
Im Internet kann sich jeder ein Bild über Oranienburg machen. Rund 220 Filme sind in den Internetportalen Youtube und MyVideo aus der Kreisstadt zu finden. Jeder Benutzer hat die Möglichkeit, seine eigenen kleinen Werke dort reinzustellen und sie so einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Zuschauer können folglich in Erinnerungen schwelgen, sich beispielsweise den Schlossplatz vor dem Umbau ansehen oder bei einer nächtlichen Autofahrt über die alte Schlossbrücke dabei sein.
Aber interessant ist auch, was die Oranienburger aus ihrem Privatleben preisgeben, wie sie sich mitunter präsentieren. Viele sind sich vielleicht gar nicht der Tatsache bewusst, dass sie irgendwann mal jemand erkennen könnte. Dass sie sich vor Tausenden von Zuschauern entblößen, wenn sie das Röckchen heben oder einfach nur sturzbetrunken sind. Dann kommt der Tag, an dem ihnen das alles furchtbar peinlich ist. Das ist ja auch nicht gerade etwas, worauf man im Nachhinein stolz sein kann.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert