Norwegen (1): Das pure Misstrauen

13.38 Uhr, Flughafen Oslo. Ich habe noch Zeit, bis sich unsere kleine Reisegruppe trifft. So sitze ich jetzt hier mit meinem Laptop und überbrücke die Zeit. Ich schreibe in Word, nicht direkt ins Netz. Aber dazu gleich mehr.
Norwegen empfängt mich nicht besonders herzlich. Dabei fing alles so gut an.
Bis hierher war alles super. In Berlin-Tegel ging alles flott. Die Beamten, die meine Tasche durchleuchteten hatten an meinem „stern“ ihre helle Freude. „Sex“ heißt es da nur auf der Titelsite, illustriert mit diversen gezeichneten Sexstellungen. Herrlich. Ich lege das Magazin in Zukunft nicht mehr offen irgendwo hin.
Im Gegensatz zu Schönefeld wird man in der Wartehalle mit kostenlosen Zeitungen fast überhäuft. Auch in Frankfurt, wo ich zwischenlandete. So viele Zeitungen wie heute, habe ich wahrscheinlich noch nie so viele gelesen an einem Tag. Fünf, um genau zu sein.
Angesichts der Umweltthematik ist es natürlich völliger Irrsinn von Berlin aus über Frankfurt/Main nach Oslo zu fliegen. Aber ich habe mir das nicht ausgesucht. Nicht wirklich jedenfalls.
Die Landung in Oslo hätte ich fast nicht mitbekommen. Erst als es „Rumps“ machte und wir auf dem Boden der norwegischen Tatsachen waren, wurde ich wach. Das Wetter – nun ja. Regen. Wolkenverhangen.
Rekord: Kaum stand ich – so ziemlich als erster – am Gepäckband, schon kam meine Tasche auf mich zu gefahren. Wahnsinn. Ich mag Oslo. Dachte ich zu diesem Zeitpunkt.
Ab zum Ausgang. Ich bin ganz gut drauf. Bis mich ein junger Mann anhält, etwas auf norwegisch und englisch fragt und mich in einen Nebenraum schleust. Kofferkontrolle. Na toll. Ich muss sagen, wo ich hin will. Lillehammer fällt mir nur ein. Eine Reise. Bis Montag. Nochmal werden die Taschen durchleuchtet. Dann muss ich sie auf einen Tisch packen. Rucksack und Tasche werden geöffnet. Die Zollbeamten, ein Mann und eine Frau, ziehen sich Handschuhe über und beginnen, zu kramen. Alkohol? Nein. Zigaretten? Nein. Die Waschtasche wird untersucht, mein Beutel mit dem Notebook-Kram, auch meine Schlüpper werden begutachtet. Sehr schön.
Wie nicht anders zu erwarten, finden sie nichts. Danke und schönen Aufenthalt.
So, und ejtzt sitze ich hier in der Flughafenhalle. Gern hätte ich das Airport-W-Lan genutzt, aber die wollen irgendein Passwort haben. Keine Ahnung, wo das herkommen soll. Und vielleicht ist der Service auch gar nicht kostenlos.
Deshalb entsteht dieser Text hier auch gerade in Word.
Und weil ich jetzt immer noch eine halbe Stunde Zeit habe, ist er auch so lang geworden.

18.33 Uhr. Wir sind in Gålå (sprich: Golo) angekommen. Zweieinhalb Stunden dauerte die Zugfahrt vom Osloer Flughafen bis Vinstra. Unmodern sind die Züge nicht, aber einen schicken Anstrich könnten die Waggons schon vertragen. Das dreckige Rot jedenfalls macht keinen schönen Eindruck.
Dafür aber die Gegenden, die wir durchfahren sind. Langgezogene Seen mit hügeligen Wäldern, in den sich die Wolken verfangen.
In Vinstra begegnen wir erstmals Peer Gynt, der in dieser Gegend eine große Rolle spielt. ….
Mit einem Kleinbus werden wir zu unserem abgelegenen Hotel „Wadahl Hogfjellshotell“ gefahren. Wenn ich aus dem Fenster sehe, erblicke ich erneut einen hübschen See, hügelige Wälder, auf die sich schwere Wolken legen und das eine oder andere Haus. Auf der Wiese fressen Kühe des Gras weg. Fast schon malerisch. Nein, nicht nur fast.

22.17 Uhr. Wie wir inzwischen erfahren haben, sind wir hier in einem echten Wintersportgebiet. Die Skilanglaufstrecken sind insgesamt mehr als 600 Kilometer lang. Im Sommer kann man wandern und Rad fahren.
Zum Abendbrot gab es eine Kartoffel-Lauch-Cremesuppe, Seeforelle (lecker!) und irgend so ein Sahnezeug mit Erdbeeren.
Nun sitzen wir noch im Kaminraum, in dem allerdings der Kamin nicht brennt und lassen die ersten Eindrücke auf uns wirken. Ach ja, und warten noch auf einen Koffer. In Frankfurt hat es einer der Koffer leider nicht ins Oslo-Flugzeug geschafft. Morgen soll er nachgeliefert werden. Wir sind gespannt. Auch auf Norwegens Fernsehkoch Nummer 1, den wir treffen werden…


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Kommentare

4 Antworten zu „Norwegen (1): Das pure Misstrauen“

  1. tomtesk

    Wenn du dich in Norwegen beliebt machen willst, habe ich einen ganz wichtigen Satz für dich: Eg er sikker, eg er gal.

    Allerdings weiß ich nicht, was „Ist deine Schwester“ schon 18?“ auf norwegisch heißt…

  2. RT

    Du Schelm, du!

  3. tomtesk

    Was denn? Wenn man sich nicht gerade in einer Irrenanstalt befindet, macht einem eine Aussage, noch dazu in der Landessprache, wie „Ich bin mir sicher, dass ich verrückt bin“ in meinen Augen nur sympathisch…

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