Norwegen (2): Auf den Spuren von Peer Gynt

4.9.2008

Der Morgen in Gålå. Aufstehen in einem hotel, das in 930 Metern Höhe liegt. Ich hätte schwimmen gehen wollen, aber morgens um acht konnte ich mich nicht dazu durchringen.
Das Frühstück: Brötchen, Marmelade, Spiegelei, kleine Bulettchen und Würstchen, Fruchtkompott. Angesichts dieser Auswahl fragte ich unsere Reisebegleiterin, ob ich denn nun jeden Tag als Vegetarier durchgehe. Denn mein Abendbrot gestern war die vegatarische Variante. Ansonsten gabs Kalb. Den Fisch fand ich aber so gut, dass ich den Irrtum gestern nicht aufklärte.
Die literaische Figur des Peer Gynt spielt in Gålå eine sehr wichtige Rolle. Etwa 1867 veröffentlichte Henrik Ibsen sein Werk, es spielt meistens hier in dieser Gegend, in Gudbrandsgard. Deshalb findet seit 1928 in der Region auch jährlich das Peer-Gynt-Festival statt. Zu Ibsen Geschichte wird Edvard Griegs Musik gespielt. Ich nutzte meinen Laptop und das Internet gestern in unserer Runde schon mal für eine Kostprobe per Youtube.
Ibsen ist nach Shakespeare der meistgespielte Dramatiker der Welt. Kein Wunder, dass man hier in der Region stolz auf ihn ist.
Im Juli/August finden die Peer-Gynt-Vorführungen statt. Dabei nehmen die Planer die Natur als Arena. Hier werden die Schlachten gezeigt, Schauspieler kommen per Schiff vom Wasser, die untergehende Sonne ist Teil des Spiels. Im Freilichttheater Borgen Amfi liefen heute zwar nur freilaufende Schafe umher, aber ansonsten ist hier im Sommer Theater. Seit 1989 wird „Peer Gynt“ am Gålåsee aufgeführt, inzwischen gibt es beim Festival drei Outdoorbühnen.
2008 kamen 25000 Besucher. Wenn der Kartenverkauf am 1. Oktober beginnt, werden schon mal 18000 Tikjets innerhalb von nur drei Stunden verkauft. Am zwölftägigen Festival sind 120 Künstler und 300 Freiwllige beteiligt.

Weiter nach Brimiland. Auf dem Weg dorthin atemberaubende Landschaften. Seen, Flüsse, Berge. Und Regenbögen. Gleich mehrere, klar sichtbare, vollständige Bogen. Toll!
Arne Brimi ist hier in Norwegen eine große Nummer. 98 Prozent der Menschen hier kennen ihn und wissen, was er tut. Er kocht. Und in seinem Brimiland, zwischen Lom und Vågå, will er ein Essenserlebnis bieten.
Tatsächlich: Als wir alle mit ihm zusammen vorm Eingang stehen, hält vor unserem Bus ein Auto an, der Fahrer dreht die Scheiben runter und macht Fotos. Arne Brimi scheinen hier wirklich alle zu kennen.
Brimi will die Kulturtradition wieder aufleben lassen, die mit dem Essen zu tun haben. Er will, dass die Leute den ursprünglichen Geschmack wieder kennenlernen. Er brutzelt seine Speisen auf dem Grill. Für uns gibt es Lachs mit Bierlauch in einem Teigmantel. Lecker. Danach Rindfleisch mit Brot und Sourcream. Am Ende noch Multebeeren mit einer soße bestehend aus Rohrzucker, einem Kräuterlikör (aus Brimi-Herstellung natürlich) und Sahne. Die Multebeeren sind nicht so mein Ding, aber egal.
Der Arne Brimi ist ein Guter. Sein Restaurant „Vianvang“ hat nur 75 Tage im Jahr geöffnet, dementsprechend ist der Herbst schon ausgebucht. Ohne Vorbestellung geht gar nix. Ein Menü kostet 1500 Kronen (ca 200 Euro). Das dauert dafür aber sechs bis sieben Stunden, hat acht Gänge und bietet beste Qualität. Der Laden hat 55 Plätze, man muss 700 Meter laufen, um hinzugelangen, Autos sind verpönt. „Ich will ein Rundum-Erlebnis bieten“, sagt Brimi, der im norwegischen mit diversen sendungen vertreten war und ist. Schon als er 15 war, wollte er in die Gastronomie, aber dort auf jeden Fall was Besonderes machen.
Im Hintergrund röhrt aus der Ferne ein Elch, während er das alles erzählt.
Brimi hatte 2006 beschlossen, weniger zu tun, er wollte weniger Umsatz machen mit seinem Restaurant, 2007 sei ihm das aber nicht gelungen. So ist er, der Arne.
Geld macht er mit diversen Weinen und weiteren selbsthergestellten Produkten.
An seinen Grillplatz, an dem wir uns heute trafen, kann man normalerweise vom 1. Juli bis 10. August, ansonsten müsse man sich anmelden. Das Essen kostet dann zwischen 100 und 600 Kronen, so ein Lunchdinner, wie wir es heute genossen, gut 400 Kronen (53 Euro). Auch ein Gasthaus werde noch gebaut, ein Nichtkommerzielles. Und einen Kletterpark gibt es auch im Brimiland. Und bald auch noch Hütten…
Das Erlebnis im Brimiland solle von der Intensität her genauso stark sein, wie, wenn mann bei „Peer Gynt“ war. Womit wir wieder beim Thema sind. Brimi: „Peer Gynt ist das beste künstlerische Erlebnis, was man in Norwegen haben kann.“

In der Nähe von Vinstra, in Hågå (etwa 60 Kilometer von Lillehammer) befindet sich außerdem noch der Peer-Gynt-Hof. Hier hat der echte Gynt gelebt. Denn Ibsen ließ sich von der echten Person des Peer Gynts inspirieren. Wer sich vorher anmeldet, kann hier sogar übernachten – und den herrlichen Blick aufs Tal vor dem Fenster genießen.
Nur die Elchwurst – nee, die war nicht so mein Ding.

Zwischenstopp in Vågå. Hier hat sogar der Friedhof eine gut funktionierende Wassertoilette. Die soll mir mal einer in Deutschland in einem vergleichbaren Ort zeigen…

Inzwischen, hier und jetzt, sind wir in Kvitfjell, im Gudbrandsgard Hotell. Auch das liegt wieder hoch in den Bergen, mit abenteuerlichen Serpentinenstraßen zu erreichen.
Schön eingerichtet, alles da. Bis auf eine Klobürste. Aber man(n) ist ja einfallsreich. wenn sie nötig wird, nimmt man einfach die Dusche zur Hilfe…
Dafür ist das Abendbrot unschlagbar gewesen. Kleine Bufettauswahl gefällig? Reis, Nudeln, Putenbrust, Lachs, Forelle, Kartoffeln, Suppe, diverse Soßen, Schweinebraten, Kartoffelsalat, Paprika, Schoten, Pudding, Kuchen, Früchte. Na ja, und noch vieles mehr. Ich bin jedenfalls satt.

Vorschau auf morgen: Wir fahren weiter nach Lillehammer, spazieren durchs Zentrum, besuchen das Kunstmuseum, die Olympiaschanze Lysgårdsbakkene und machen am Abend eine Elchsafari. Übernachtung in Nordseter.
God Natt.


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Kommentare

2 Antworten zu „Norwegen (2): Auf den Spuren von Peer Gynt“

  1. JanayM

    Ich finde es schlimm, dass so eine Katastrophe stattgefunden hat. Wir sind in unserer heutigen Welt nicht mehr in Sicherheit. Ich habe Angst, dass es künftig mehr Attentate von Rechtsorientierten geben wird. Der Staat muss umbedingt dagegen etwas tun. Es sind leider so viele Personen gestorben. Jetzt kann man sie leider nicht mehr zurückholen. Darum muss man schon vorher handeln. Zusätzliche Informationen zu dieser Thematik kann man auf dieser Webpräsenz finden.

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