Ganz und gar ruhelos

Porträt: Robert Pfuhl (24) aus Liebenwalde ist der neue Spielleiter der Theatergruppe „Obst“

MAZ Oranienburg, 2.7.2008

Vier Jahre lang gehörte Robert Pfuhl zum „Obst“-Ensemble. Nun ist der Liebenwalder Leiter der Oranienburger Theatergruppe.

LIEBENWALDE
Das „Obst“ probt. Das Theaterstück „Bis zum Hals“ wird drei Tage später seine Premiere in der Aula des Runge-Gymnasiums feiern. Heute gehen die 17 jungen Schauspieler alles nochmal durch.
Robert Pfuhl läuft hin und her. Beobachtet, gibt Zeichen. Greift sich in die Haare, gibt wieder Zeichen, beobachtet weiter, ruft etwas rein. Der 24-jährige Liebenwalder ist der neue Spielleiter beim „Oranienburger Schülertheater“, der Nachfolger von Heidrun Baumgardt-Knox.
Vier Jahre lang gehörte er selbst zum Obst-Ensemble. „Ich bin damals durch einen Freund dazugekommen“, erinnert er sich. In der „Frischobstprobe“ musste er sein Können beweisen – und wurde genommen.
Als er mit Abitur das Runge-Gymnasium verließ, legte er auch eine Theaterpause ein. „Ich hatte damit nichts mehr am Hut gehabt, bei den Stücken war ich aber immer Zuschauer.“ 2007 stieß er wieder dazu, als helfende Hand. „Ich hatte Zeit und wollte mitmachen.“ Er bezeichnet das als „Kratzen an der Oberfläche“.
Doch das hat sich geändert: Robert Pfuhl leitet jetzt die Obstler. „Ich bin da echt ins eiskalte Wasser gesprungen“, sagt er und schmunzelt. „Und ich habe mich da ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Aber die Gruppe brauchte einen Leiter, also habe ich die Organisation übernommen.“ Gemeinsam mit René Spieckermann und Michael Tamm kümmert er sich um alles, was mit „Obst“ zu tun hat. Sein Anliegen: eine Tradition weiterzuführen. Die Theatergruppe gibt es seit 16 Jahren.
„Am Anfang war ich sehr unzufrieden“, sagt Robert Pfuhl. Er hatte seine Rolle noch nicht gefunden. „Ich hatte dann ein längeres Gespräch mit Achim Dawid, Lehrer für Darstellendes Spiel am Louise-Henriette-Gymnasium. Das hat mir sehr weitergeholfen.“
Was es bedeutet, wenn sich Robert um etwas kümmert, wird deutlich, wenn er aufzählt, was er macht: „Die Bühnenkonzeption ist von mir. Die Rollenverteilung, der Lichtplan, die Kostüme.“ Pro Woche wird zweieinhalb Stunden geprobt, rund 100 Stunden seit Dezember. „Zu Hause dann noch mal Konzepte erarbeiten, Stoffe organisieren, bei der Schulleitung um Freistellungen für die Obstler bitten.“ Dazu muss man wissen: Robert Pfuhl studiert auch noch – Mathematik und Geschichte auf Lehramt an der Humboldt-Uni. „Immer so nebenbei.“ Für andere Hobbys bleibt kaum noch Zeit. „Die sportliche Komponente geht gerade gegen null. Mein Fahrrad ist eingemottet, zum Schwimmen komme ich kaum noch.“ Für seine Freunde habe er wenig Zeit, aber er nimmt sie sich. „Zwischendurch ist es wie Urlaub, wenn ich mal zwei CDs hören kann.“ Und, ach ja: Post und Pakete fährt er auch noch aus. „2007 habe ich damit noch ganz gut verdient, jetzt habe ich seltener Zeit und bin gerade wieder mal pleite.“ Er gibt zu, dass er sich ein bisschen übernommen habe, „aber ich nehme lieber alles selbst in die Hand und weiß dann auch, dass es klappt“. Im Freundeskreis nenne man ihn schon „die neue Heidrun“. „Ich hoffe, ich kann das nächstes Jahr anders regeln.“ Umso wichtiger sei es, zu Hause in Liebenwalde Rückzugsmöglichkeiten zu finden. „Die Großstadt ist mir zum Wohnen zu laut, da zieht es mich nicht hin.“
Zwei Jahre gibt er sich, dann will er die Obstler wieder abgeben, eine Nachfolgerin hat er schon im Auge. Sein Wunsch ist es, eines Tages wieder als Lehrer ans Runge-Gymnasium zurückzukehren. Dann auch als Lehrer für Darstellendes Spiel – inklusive „Obst“.
„Wir arbeiten hier sehr gut zusammen“, freut er sich. Wichtig sei ihm, dass niemand denke, er mache das alles aus Prestigegründen. „Ich habe in vier Jahren in der Theatergruppe einfach viel über mich gelernt und viel mitgenommen.“ Diese Theatertradition müsse deshalb weiterbestehen, um auch anderen Schülern diese Möglichkeit zu geben.
Und während er so über sich und seine Hobbys erzählt, stehen hinter ihm schon die jungen Schauspieler und wollen, dass es weitergeht. Und es geht weiter. Robert, ganz und gar ruhelos.


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