Die Welle

Seit Jahrzehnten gehört „Die Welle“ an vielen Schulen in Deutschland zur Pflichtliteratur. Ist doch die Geschichte, die erzählt wird, noch immer brandaktuell. Und wird es wohl auch immer bleiben. Ein Lehrer an einer kalifornischen Schule wagt mit seinen Schützlingen ein Experiment, das ihm jedoch mehr und mehr entgleitet, das er nach fünf Tagen abbrechen muss.
Bisher gab es von dem spannenden Stoff nur einen Fernsehfilm. Nun kommt die Kinoverfilmung aus Deutschland. Und um das vorweg zu nehmen: eine gelungene.
Irgendwo an einem Gymnasium in Deutschland. Lehrer Rainer Wenger (Jürgen Vogel) unterrichtet seine Schüler während einer Projektwoche zum Thema „Autokratie“. Anfangs weiß niemand, was das ist. Eine Diktatur nämlich. Wenn die Macht von einer Person oder einer Gruppe ausgeht. Keiner in der Klasse kann sich vorstellen, dass das im aufgeklärten Deutschland noch möglich sei. Also wagt Wenger ein pädagogisches Experiment. Zunächst bringt er ihnen Disziplin bei, bestimmte Ansprachs- und Umgangsformen. Uniformität. Gruppengeist. „Die Welle“ wird eine Bewegung, die dem Lehrer jedoch bald entgleitet, dessen Dimension er schon bald nicht mehr überblicken kann.
„Die Welle“ ist ein spannender, beklemmender Film. Denn der zeigt: Doch, es funktioniert. Mit Manipulation ist alles erreichbar. Und hat man eine Gruppe erst mal für sich gewonnen, damit sie alles tut, was man vorschreibt, lässt sich alles mit ihr machen. Eine geradezu gespenstische Einsicht, die der Film gibt. Klar, sie ist bei weitem nicht neu, aber Regisseur Dennis Gansel setzte die Idee schockierend gut um. Man hat eine gewisse Vorstellung davon, wie die Rechtsradikalen versuchen, die Jugendlichen zu ködern.
Gansels Film kommt sehr modern daher, wirkt nur an ein oder zwei Stellen ein wenig aufgesetzt. Neben Jürgen Vogel und Christiane Paul (spielt Wengers Frau), kommen viele junge deutsche Schauspieler zum Einsatz, deren Gesichter man bereits kennt. Hervorragend: Frederik Lau, als der ängstliche Mitläufer Tim, der in der Gruppe plötzlich stark wird. Max Riemelt, der als Marco viel zu spät sieht, was da eigentlich läuft.
Gedreht wurde übrigens am Marie-Curie-Gymnasium in Dallgow-Döberitz. In den Sommerferien 2007 kamen auch viele Dallgower in die Schule, um als Statisten mitzuwirken.
„Die Welle“ bewegt und ist ein Film, der am Anfang vieler hochspannender Diskussionen stehen könnte. Das ist zumindest zu hoffen.

9/10


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Eine Antwort zu „Die Welle“

  1. […] stattdessen oft im Trash endeten. “Wir sind die Nacht” ist alles andere als Trash. Nach “Die Welle” bringt Regisseur Dennis Gansel sein nächstes Werk ins Kino – und kann erneut überzeugen. […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert