Ultimate Choice

SO 10.02.2008, 22.00 Uhr, [tru:] young tv

Dokusoaps gibt es nicht nur beim bösen Privatfernsehen und den immer mehr verloddernden Öffentlich-Rechtlichen. Auch das christliche Jugendfernsehen [tru:] young tv hat das Genre im Programm. Aber hier natürlich mit Bildungsausftrag. Göttlichem Bildungsauftrag.
In „Ultimate Choice“ treten mehrere Jugendliche in diversen Disziplinen gegeneinander an. Zwischendurch reisen sie mit dem Bus und übernachten auch schon mal draußen. Im Regen. Im Zelt, im Schlafsack. Eine echte Herausforderung. Alles nass. Überall kribbelt es.
Und dann die große Aufgabe am nächsten Tag: Mit dem Kajak durch die Stromschnellen eines Flusses. Hier gibt es diverse Punkte für die Kandidaten zu holen. Natürlich hatten sich alle total lieb und halfen sich gegenseitig.
Gleich nach dem Wettkampf sitzen alle zusammen. Und beginnen zu reden. Sean, dem Co-Host, ist etwas aufgefallen, nämlich die Frage, ob die Gesellschaft außer Kontrolle geraten sei.
Und dann, nur etwa 10 Minuten nach Beginn der Sendung, sind wir auch schon im kirchlichen Agitationsteil: die sexuelle Moral sei am Boden. Siehe Britney Spaers. Der Druck wegen des perfekten Images. Das sei der Wahnsinn. Ein Mädchen erzählt von ihren Essstörungen, von dem Tiefpunkt, den sie erreicht hat. Und – wir ahnen es schon – sie fand zu Gott. Jubelmusik setzt ein, blumige Bilder werden gezeigt.
Wahnsinn, dieser Gott.
Damit folgt die Sendung nach dem bekannten Schema F. Erst wird der Erfrolg dargestellt. Dann wird zurückgeblickt. Auf den Tiefpunkt. Und da kommt Gott ins Spiel. Wer einmal entsprechende Predigten in entsprechenden Freikirchengottesdiensten miterlebt hat, kennt dieses Schema sicherlich. Genauso wendet es [tru:] young tv an, übrigens ein Ableger von Bibel TV.
Es scheint, dass der Jugendsender eigentlich nur eine Aufgabe hat: Die Jugend zu überzeugen, zu Gott zu finden.
Dazu kann jeder stehen, wie er will. Aber wer die Strukturen und Regeln der Einrichtungen kennt (und damit sind nicht katholische und evangelische Kirche gemeint), der weiß, wovon die Rede ist.
Diese Art der Werbung ist für die Gemeinden sicherlich nichts weiter als Normalität. Vielleicht ist der Sender und diese Doku ja sogar Kult. Für Außenstehende ist das jedoch sehr befremdlich. Auch Aufdringlich.

PS: [tru:] young tv hat zwar keine Werbepause, dafür aber eine Johannespause. Für kurze Spots wird mehrere Male die Sendung unterbrochen. Da heißt es dann nur: „Johannes 08,32“.
Damit die Jugend nicht nur stumpf da sitzt, gibt es auch gleich die passende Bibelstelle. Die muss dann jedoch selbst nachgeschlagen werden. Denn: selbst ist der [tru:]-young-tv-Zuschauer. In diesem Fall also Johannes 08,32: „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“
Stimmt.


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Kommentare

2 Antworten zu „Ultimate Choice“

  1. UltimateHerosWelt

    die BILD kennt die Biblestelle aber bestimmt nicht oder hat sie sie umformuliert??

  2. RT

    Ich glaube eher, sie ignoriert sie.

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