Der Macher von Neuholland

Jubiläum: Ortsbürgermeister Gerhard Steger feiert heute seinen 70. Geburtstag

MAZ Oranienburg, 19.1.2008

Was wäre Neuholland ohne Gerhard Steger? Kaum auszudenken! Der Ortschef hat die Zügel fest in der Hand. Bis zum Herbst – da möchte er aufhören. Was immer das bei ihm genau auch heißen wird.

NEUHOLLAND
Gerhard Steger hat alles im Kopf. Wer hat damals was mit wem auf die Beine gestellt? Was hat das gekostet, und wie lange hat der Bau dieses oder jenen Hauses gedauert? Und was er mal doch nicht im Gedächtnis gespeichert hat, steht in einem von seinen vielen Ordnern. Dann steht er auf („Warten Sie, ich habe es in meinen Unterlagen zu stehen.“), blättert nach und findet schnell, was er sucht. Was wäre Neuholland ohne seinen Ortsbürgermeister Gerhard Steger?
Heute feiert er seinen 70. Geburtstag, und die Menge der Gäste, die sich zu seinem Jubiläumsemfang am heutigen Vormittag angesagt hat, spricht dafür, dass er ein wichtiger Mann in Neuholland ist. Nicht bei jedem beliebt, aber doch sicher bei den meisten.
Viele Geschichten und Begebenheiten haben sich in den vergangenen Jahrzehnten angesammelt, Steger hat viel zu erzählen. („Wenn es zu viel wird, sagen Sie es mir.“) Unzählige Anekdoten und Momentaufnahmen, da kommt schon mal einiges durcheinander, was seine Gesprächspartner oft ins Schwitzen bringt.

In der Nähe von Kaliningrad geboren
Fangen wir am besten ganz von vorn an, bei der Geburt: Steger erblickte am 19. Januar 1938 in Gumbinnen, in der Nähe von Kaliningrad, das Licht der Welt. Der Vater war im Krieg, die Mutter mit den vier (später fünf) Geschwistern auf der Flucht aus Ostpreußen. 1946 landete die Familie in Waren an der Müritz, wo der kleine Gerhard auch zur Schule ging. 1956 hatte er seinen Facharbeiter für Acker- und Pflanzenbau in der Tasche und ging ab 1960 zur Landwirtschaftsschule in Oranienburg. Bald verschlug es ihn nach Hammer.
Seit April 1962 wohnt Gerhard Steger in Neuholland, wo er bis 1990 Komplexbrigadier in der LPG war, nur unterbrochen vom Wehrdienst. Nebenbei noch 25 Jahre lang Parteigenosse und Vorsitzender der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft (DSF). „Ich war ein aktives Kind der DDR“, resümiert er heute.
18 Jahre lang ist Steger bereits Bürgermeister von Neuholland, seit den Kommunalwahlen im Mai 1990. „Ich hatte das damals so dahingesagt“, erinnert er sich. „Wenn ich genug Unterschriften bekomme, könnt ihr mich auf die Liste setzen.“ Er bekam genug Unterschriften und stand auf der Wahlliste des Bauernverbandes. Und am Ende wurde er Ortschef. Zunächst haupt-, später ehrenamtlich.

„Nebenbei“ gibt es für Steger nicht
Aber was heißt das schon – ehrenamtlich? Eigentlich, dass der Job des Ortsbürgermeisters eher nebenbei erledigt wird. Doch „nebenbei“ gibt es für Gerhard Steger nicht. Die Neuholländer können es ganz sicher bestätigen: Steger kümmert sich. Quasi rund um die Uhr. Weiß Bescheid, was los ist, wo es klemmt, wo etwas getan werden muss. Und wenn es nur das Unkraut im Vorgarten ist. Oder die jungen Leute, die mal wieder an der Bushaltestelle herumstehen. „Weil sie oft keinen Job haben“, schätzt Steger.
Ganz klar: Er ist der Macher von Neuholland und kann stolz auf das sein, was er mit seinen Neuholländern in den vergangenen Jahren geschafft hat: das Flurordnungsverfahren Anfang der 90er-Jahre, das für den Ort Gebietszuwächse bedeutete. Der Verkauf von kommunalen Häusern an die damaligen Mieter. Die Modernisierung des Ortes. Neue Bürgersteige. Und so weiter. Die Liste ist lang.
Nebenher sammelt er Spenden für Kinder in Russland. Für die Familie, für seine Frau, vier Kinder und acht Enkel, bleibt da wenig Zeit. Oder für Hobbys: die Vögel beispielsweise. Gerhard Steger sieht aus dem Fenster und könnte so ziemlich jede Vogelart bestimmen, die dort auftaucht. Vielleicht hat er hierfür ja ab Herbst ein bisschen mehr Zeit. Steger will das Amt des Ortsbürgermeisters nach der Kommunalwahl Ende September 2008 abgeben. Die 680 Einwohner des Ortes werden dann wohl einen neuen Chef bekommen. „Ich wollte 1998 schon mal aufhören, wurde dann aber überredet, weiterzumachen“, erzählt Gerhard Steger. Auch 2003 bekam er viele Stimmen, war zwischenzeitlich Mitglied der Liebenwalder Stadtverordnetenversammlung – bis er aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten musste. Inwiefern er als Rentner noch in Neuhollands Belange eingreifen wird – Steger weiß es nicht. „Ich mach’s ja gerne. Das Aufhören wird schwer, ich glaube, mir wird was fehlen.“ Wenn man sieht, wie umtriebig Steger heute ist, kann man dem nur zustimmen.
Doch heute wird erst mal gefeiert – der Macher wird 70.


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