Die StudiVZ-Hysterie

Die Mitglieder im Studentenverzeichnis, StudiVZ, im Internet sind in Aufruhr. Nachdem die AGB geändert wurde, die u.a. besagt, dass es in Zukunft personalisierte Werbung geben könnte, reagieren die StudiVZ-Mitglieder verschnupft.
Nachnamen werden gekürzt, entfernt oder geändert. Fotos von der Seite genommen. Oder sie verlassen das StudiVZ ganz. Auch mein StudiVZ-Freundeskreis ist ein wenig geschrumpft. Und ich habe jetzt Freunde, die sich beispielsweise „Generalfeldmarschall Frank Reich“ nennen.
Wie witzig.
Aber mal ganz ehrlich: So ganz kann ich die Hysterie nicht nachvollziehen, ja, ich finde sie sogar ein bisschen albern. Werbung ist immer irgendwie störend. Aber dafür ist das Portal weiterhin kostenlos. Und wer mal etwas bei Amazon eingekauft oder bei Ebay versteigert hat, wird personalisierte Werbung sowieso schon kennen.
Okay: Wer mich „ausspionieren“ will, muss ich sowieso nur diese Seite ansehen, die ja reiner Seelenstriptease ist. Klar. Aber wer hat denn gesagt, dass man auf eine Seite wie StudiVZ seine Telefonnummer, den Messengernamen oder gar die Adresse angeben muss? Niemand. Und: Es heißt immer wieder, dass Chefs vor Bewerbungsgesprächen ins StudiVZ sehen, um zu überprüfen, in welchen Gruppen sich der junge Mann oder die junge Frau befindet. Man sollte sich eigentlich IMMER klar machen, dass alles, was man öffentlich im Internet macht, auch öffentlich zu sehen ist. Was bitte ist daran neu? Und wir hinterlassen im Netz immer und überall unsere Spuren. Oder woher kommen sonst die Spammails?
Aus dem beschaulichen StudiVZ ist nach dem Verkauf an einen großen Medienkonzern ein großes Ding geworden. Die jetzigen Reaktionen finde ich dennoch etwas seltsam.


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Kommentare

7 Antworten zu „Die StudiVZ-Hysterie“

  1. jack

    Nun, so ganz kann ich die Meinung nicht teilen. Natürlich gibt es Spam und Werbung auch ohne StudiVZ. Aber so etwas war immer illegal, ich habe dazu nie eingewilligt und daher allen Grund, mich darüber aufzuregen und Spam als störend zu empfinden. Nun soll ich also StudiVZ ganz offiziell das Recht geben, meine Daten zu werbezwecken nutzen oder verkaufen zu dürfen? Schön, dann bekomme ich fortan legal Spam. Und Firmen, die mir Spam schicken wollen, können das dann auch gleich noch all meinen Freunden schicken. Und nicht nur die Emailadresse in Kombination mit Klarnamen und Wohnort werden verhökert, nein auch private Bilder, auf denen ich verlinkt bin (worauf ich auch nicht immer Einfluss habe, wenn ich es nicht regelmäßig kontrolliere), eben meine Freunde, meine Gruppenzugehörigkeiten, eben alles private aus der StudiVZ-Welt ist den Interessen der Geldgeber offenbar und bereit für die Such- und Registriermaschinen von heute. Ich war neulich bass erstaunt, als ich in eine Personensuchmaschine meinen Namen eingab und dazu gleich die komplette Adresse samt Telefonnummer bekam – schuldig in diesem Falle war eine Standardeinstellung von Amazon, welche die Suchmaschine ausgenutzt hat.

    Ich möchte diese Daten nicht verkaufen, ich habe nicht das Gefühl, dem StudiVZ etwas zu schulden (ich schätze, die meisten Angestellten dort kümmern sich eh mehr um Werbekonzepte denn um die paar Server) und ich sehe, dass es andere Portale gibt, die ähnlichen Service kostenfrei und Daten schützend anbieten. Aber ich verstehe den Hype darum auch nicht – es ist immernoch nur eine Internetseite und kein Lebensinhalt, der da flöten geht.

  2. RT

    Ja, gut, aber du musst ja diese Daten nicht preisgeben. Soweit ich gehört habe, wird StudiVZ deine direkten Daten nicth weitergeben, also deine E-Mail-Adresse. Und wer die aber in sein Profil schreibt, ist doch selber schuld.
    Ansonsten sehe ich das mit dem Spam inzwischen gelassen. Landet im Mülleimer, ich sehe es mir nicht an, geht an mir vorbei. Sollen die sich doch die Arbeit machen, ist eben für nix.

  3. Felix

    Es war mir bisher einfach nicht so bewusst, wie wertvoll meine Daten sind.

    Ich habe StudiVZ für ein gemütliches Studentendorf gehalten. Da kann man ruhig mal ein bisschen freizügiger sein mit seinen Angaben, dachte ich. Aber wenn diese Offenheit ausgenutzt wird, um Geschäfte zu machen, Geld zu verdienen, und man dadurch zum Objekt der Wirtschaft wird, macht es keinen Spaß mehr.

    Deswegen gab es nur die eine Lösung.

  4. RT

    Über seine Offenheit im im Internet muss man sich immer klarsein. Man muss sich IMMER Gedanken machen, was man da rein schreibt.
    Und wenn man nicht gerade einen Blog führt, sollte man sich immer darüber Gedanken machen, was an preisgibt, auch im gemütlichen Studentndorf – was es nie war. Garantiert wurden da schon immer E-Mail-Adressen (die die da viele veröffentlicht haben) geklaut. Diese Naivität verstehe ich nicht.

  5. RT

    Noch was: ich frage mich schlicht: Was soll denn schon passieren?
    Okay, die haben deinen Namen, E-Mail-Adresse und ein paar Vorlieben.
    Dann gibts auf der Seite selbst eventuell auf dich zugeschnittene Werbung und hier und da Spam im Postfach. Ich finde, das kann man alles ignorieren.
    Und: Warst du es nicht, der mal meinte, du fändest personalisierte Werbung sogar besser, weil eventuell interessanter für dich?

  6. Felix

    Ja, das ist auch nicht so schlimm mit der personalisierten Werbung. Es ist ja wie geschrieben vielmehr die Tatsache, dass jeder alles über mich erfahren kann. Und ja, das war auch vorher schon klar. Und nein, mir war das vorher nicht so negativ bewusst.

  7. RT

    Dann verstehe ich deinen Ausstieg zu diesem Zeitpunkt aber erst recht nicht…

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