Die Frau an seiner Seite

Als Bestsellerautor S. heute Abend in der Nauener Bibliothek aus seinem aktuellen Roman vorlas, saß seine wohl größte Bewunderin direkt neben ihm: seine Frau.
Meistens halten sich Begeliter während der Lesung ja im Hintergrund. Aber vielleicht hatte es sich S. ja gewünscht, dass seine Liebste die gesamte Vorlesestunde am Tisch vorn neben ihm saß. Für die Zuschauer war es jedenfalls ein interessanter Anblick.
Wer sich im Nachhinein an die Lesung erinnert, weiß wahrscheinlich zu der Frau nur eines: Sie war halt da.
Saß neben ihm und sah ihn an. Wie er so las. Und verzog keine Miene. Ganz ernst folgte sie seiner Lesung, mit einer Falte über der Nase. Selbst, als S. wörtliche Reden ausschweifend las – seine Frau zeigte keine Regung. Sie guckte einfach nur. Als S. Stellen vorlas, in dem es um den Tod und Mord ging: seine Frau juckte das wenig. Sie schlürfte am Käffchen. Und zeigte danach wieder null Regungen.
Ein Autor und seine Frau. So werden Lesungen (noch) interessanter.


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