ttt: Rhet

SO 11.11.2007, 23.00 Uhr, Das Erste

Etwas Seltsames tut sich gerade auf dem Buchmarkt: Mit „Rhett“ wird eine bekannte Geschichte nochmal erzählt: Die von Rhett Buttler und Scarlett O’Hara. Stichwort: „Vom Winde verweht“.
Margaret Mitchell, die Autorin der Ur-Geschichte von 1936, wollte nie, dass ihre Geschichte weiter erzählt wird. Sie hat es sogar in ihr Testament geschrieben. Aber was interessiert die Erben schon das Geschwätz einer Toten, wenn sie nochmal ordentlich Kohle einstreichen können.
Donald McCraig, seines Zeichens Schafzüchter, wollte unbedingt mal einen Bestseller schreiben. Warum sollte man sich da selbst eine Stoty ausdenken, wenn man mit einem Erfolgsgaranten ganz bequem Millionen machen kann? Einfach so gtun, als erzähle man etwas Neues. Nämlich: „Vom Winde verweht“ aus der Sicht von Rhett. Weil: Über Rhett sei in Mitchells Buch viel zu wenig erzählt worden. Das habe sich ändern müssen.
Und es funktioniert. Klar, funktioniert es. Denn Fans sind schon ziemlich blind, wenn es um ihren Lieblingsroman geht. Sie hätten tatsächlich schon immer mehr über „ihren“ Rhett wissen wollen, sagten sie in die Mikrofone des ARD-Kulturmagazins „ttt“ („Titel Thesen Temperamente“). Aber ist das noch die wahre Geschichte? Sind sie sich sicher, dass das der Rhett ist, den sich Margaret Mitchell ausgedacht hatte? Wollen sie tatsächlich von irgendeinem dahergelaufenen Schafzüchter wissen, was er sich über Rhett ausgedacht hat? Dann hätten sie sich auch gleich selbst gemeinsam eine Story überlegen können.
„Rhett“ ist nicht mehr als eine große Geldmaschine. Eine selbstlaufende. Erstaunlich, dass so etwas funktioniert. Und auch schade.


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