Ritter der Sauna

Die Aufgüsse in der Sauna der Oranienburger Turm-Erlebniscity haben es schon in sich. Da wird man schon ganz schön gequält. Ich weiß also, was ein guter Aufguss ist. Schon mal keine so schlechte Voraussetzung für die Teilnahme an einer Saunameisterschaft.
Hierbei setzt man sich in eine Sauna und wartet die Aufgüsse ab. Klingt einfach. Und wenn man dann noch erfährt, dass der deutsche Rekord bei etwas mehr als 8 Minuten liegt – das ist machbar. Allerdings: Die Sauna ist 110 Grad heiß. Und die Aufgüsse kommen im 30-Sekunden-Abstand. Das klingt – nun ja – schon etwas härter.
So waren Helge und ich doch schon ein bisschen aufgeregt, als wir am Nachmittag das Foyer des Aqua-Bades in Hennigsdorf betraten. Die Frau an der Kasse fragte vorsorglich schon mal nach unserer Krankenkassenkarte. Unten, im Saunabereich warteten schon ein paar Leute auf den Beginn der Meisterschaft. Der Titelverteidiger von 2005 und 2006 brachte es schon mal auf 6 Minuten. Und erzählte, dass einige Brandblasen bekommen würden. Dass Mann eine Badehose (Frau einen Bikini) anziehen muss, weil es einfach so dermaßen heiß wird, dass gewisse Teile geschützt werden müssen. Dass man auch Brille, Schrankschlüssel und Schmuck ablegen müsse. Dass man auf der oberen Bank sitzen muss. Sich nicht den Schweiß wegwischen darf.
Tja, da kann einem dann doch schon mal mulmig werden. Brandblasen, soso. Ich gab mir zwei Minuten in der Glut.
Am Ende waren wir zu fünft. Vier Männer und eine Frau. Plus Saunameister. Ein übersichtliches Starterfeld.
Um Punkt 17 Uhr dann das Startsignal. Alle rein in die Kabine, auf die Bank gesetzt. Ich nahm die Hand vor mein Gesicht. Eigentlich ist das laut der internationalen Regeln verboten (sprechen übrigens auch), aber ich tat es trotzdem. War ja nur Hennigsdorf.
Hitze. Und gleich der erste Aufguss. Schon der zeigte – oder besser: ließ uns spüren, dass das eine brenzlige Angelegenheit wird. Es war heiß. Kochendheiß. Brühendheiß. Meine Fingerspitzen waren bald gar. Doch jede Bewegung machte es noch heißer. Ich wollte meine Hand ein mein Handtuch einwickeln, aber das war ja auch – heiß.
Zweiter Aufguss. Mein Oberkrörper brannte. Der Brand an meinen Fingern kroch nach oben, erfasste meine ganze Hand.
Dritter Aufguss. Mein ganzes Gesicht brennt. Meine Knie. Jede kleinste Bewegung macht es schlimmer.
Vierter Aufguss. Was für ein Schmerz. Und auch das Atmen ist problematisch. Zu heiß. Der ganze Körper brennt. Nicht zum Aushalten.
Einen fünften Aufguss verkrafte ich nicht. Ich stehe schnell auf, taste mich zur Tür vor. Und es brennt! Es brennt! Im „Gehwind“ brennt es noch mehr. Feuer.
Tür auf, Tür zu. Und – es wird kühler.
2,12 Minuten. Nun ja. Mehr als die zwei Minuten, die ich mir so gedacht hatte. Aber nicht viel mehr. Und vor allem. Ich bin fünfter. Man könnte auch sagen: letzter.
Helge wurde Dritter mit fast 3 Minuten. Der Sieger schaffte 3,58 Minuten. Und er hätte es noch länger ausgehalten, ist aber gleich hinter der Zweitplatzieren rausgegangen. Man müsse sich ja nicht weiterquälen, meinte er danach.
Hardcore-Sauna. Anders kann man diese Aktion nicht bezeichnen. Während man in einer normalen Sauna die Kabine verlässt, weil der Kreislauf ein entsprechendes signal gibt, sind es bei der Saunameisterschaft eher die brennenden schmerzen auf der Haut. Der Wahnsinn.
Immerhin habe ich jetzt eine Urkunde: Ich bin „Ritter der Sauna“. Ob ich nächstes Jahr versuche, meine Zeit zu verbessern – na ja, mal sehen.


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Kommentare

6 Antworten zu „Ritter der Sauna“

  1. Echt krasse Sache…hätte es wahrscheinlich nicht mal ne Minute ausgehalten.Aber wer weiß,nach diesem Bericht kann man ja nächstes Jahr auch mal vorbeischauen.

  2. RT

    Genau, mach das. Die Veranstaltung könnte mehr als 5 Leute gebauchen.

  3. […] Fast ein Jahr nach unserer Teilnahme an der Hennigsdorfer Saunameisterschaft haben wir heute übrigens endlich unsere Gutscheine eingelöst. Immer wieder schön, Saunagespräche der anderen mitzukommen. Vor allem, wenn sie laut und deutlich geführt werden. macht sich ja in einer kleinen Sauna immer gut. Die beiden etwa 20-Jährigen redeten über Jobs und die Zukunft. Der eine meinte, er würde lieber die 3000 Euro brutto verdienen wollen, als noch weiter zu lernen. Muss ja ein Bombenjob sein, wo es 3000 brutto gibt. Vielleicht hätten wir uns mal beraten lassen sollen… […]

  4. Tom

    Klingt schon echt heftig. Aber kann man da nicht etwas tricksen, wenn man vorher kalt duscht und sich dann abrubbelt? Ich mein die Kälte müsste da doch im Körper bleiben. Oder was bestimmt auch funktioniert: vorher Eiswürfel schlucken.

  5. RT

    Nein. Das hilft nicht.

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