Personen im Gleis

Schon in dem Moment, in dem ich die Treppe zum unterirdischen Regionalbahnhof Potsdamer Platz runterlief, wusste ich: Hier ist was faul. So voll war der Bahnsteig hier noch nie. Auch nicht zum Feierabendverkehr.
Und tatsächlich: Der Zug nach Stralsund (der über Bernau) hatte Verspätung. Gerade lief die automatische Ansage. Etwa 15 Minuten später. Wir bitten um Ihr Verständnis. Dann mache es „knack“ und eine echte Frauenstimme ergänzte: „Wir bitten um ihr Verständnis.“ Und es klang ein bisschen weinerlich.
Und noch lachten die Leute darüber.
Bis zur nächsten (realen!) Ansage: Der Zug nach Stralsund wird erst wieder in Berlin-Hauptbahnhof bereitgestellt. Wegen Personen im Gleis.
Ah ja. Was haben Personen im Gleis zu suchen?
Eine Völkerwanderung setzte ein. Zu erwähnen, wie Nicht-Ortskundige denn eigentlich nun zum Hauptbahnhof kommen, verkniff sich die Ansagerin. Auch, was denn mit unserem Zug geschieht. Noch wird er uns als pünktlich angekündigt: Abfahrt 16.35 Uhr.
Auch auf der Gegenseite verspätet sich ein Zug um etwa 15 Minuten. Wegen Personen im Gleis. Das müssen aber viele Personen sein, wenn auch in der Gegenrichtung der Verkehr stockt.
Inzwischen ist es 16.43 Uhr und niemand redet mit uns. Laut Anzeigetafel fährt der RE5 nach Rostock noch immer pünktlich ab.
Dann macht es wieder „knack“. Die Ansage: Auch unser Zug fährt erst ab Hauptbahnhof. Er steht dort bereits zur Abfahrt bereit.
Gut zu wissen. Ob wir ihn dort erreichen, wie wir ihn dort erreichen (nicht jeder kennt sich im Berliner Verkehrsnetz aus) – keine Aussage.
Bleibt die Frage: Haben die Bahner bis zum Schluss gehofft, dass unser Zug wieder fahren kann? Und mussten sie dann vor den Personen im Gleis kapitulieren? Aber wieso stand so fix ein anderer Zug im Hauptbahnhof? Vielleicht der Gegenzug aus dem Norden, der auch nicht durch kam? Fragen über Fragen?
Die Bahn konnte für die Streckensperrung sicherlich nichts. Aber das „Krisenmanagement“ war eine reine Katastrophe.
Irgendwie passen mir solche Zugausfälle ziemlich oft. Gut, dass es noch die S-Bahn gibt.


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