Gegenüber

Georg (Matthias Brandt) ist Polizist. In seinem Job geht es stetig aufwärts. So scheint es.
Georg ist verheiratet mit Grundschullehrerin Anne (Victoria Trauttmannsdorff). Die Ehe ist harmonisch. So scheint es.
Tochter Marie (Anna Brass) und Sohn Lukas (Pablo Ben-Yakow) kommen sonntags zum Frühstück, und immer am Mittwoch gehen sie zu Annes Eltern (Jochen Striebeck, Maria Körber) Essen. In der Familie ist alles in Butter. So scheint es.
Doch hinter den Kulissen brodelt es gewaltig. Denn: Nichts ist in Ordnung. Die Spannungen wachsen.
Besonders Anne kommt mit allem nicht zurecht: Ihr Vater erkennt ihre Taten, ihr Leben nicht an. Die Kinder leben ihr eigenes Leben. Und Georgs Beförderung steht aus. Sie ist unzufrieden. Mit sich. Mit allen.
Anne entgleitet ihre innere Ruhe. Sie beginnt Georg, für alles verantwortlich zu machen. Sie schlittert in eine handfeste Depression. Und ist nicht fähig, damit klarzukommen oder sich einzugestehen, dass es ohne Hilfe nicht mehr geht.
„Gegenüber“ ist kein einfacher Film. Das Psychodrama von Jan Bonny ist harter Tobak für den Zuschauer, der ständig fast schon in Angst ist, was ihn denn noch erwartet.
Sowohl die schauspielerischen Leistungen als auch der dramaturgische Aufbau ist hervorragend. Victoria Trauttmannsdorf spielt die sehr schwierige Rolle sehr gut, extrem glaubhaft. Das Hin und Her. Die Stimmungen, die von einer Minute auf die andere umschlagen. Extrem umschlagen.
Der Film mag kalt und lieblos rüberkommen – aber genau das ist auch die Aussage. Die Krankheit von Anne ist unberechenbar, da geschehen unvorhersagbare Dinge. Nie weiß man, wie sie drauf ist, was passieren wird.
Der Film lässt einen so schnell nicht los.

10/10


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Kommentare

3 Antworten zu „Gegenüber“

  1. Lotschek

    Dem ist (fast) nichts hinzuzufügen. Allerdings bin ich unsicher, ob nur die Depression der Grund der Gewaltausbrüche ist. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Anne sich eigentlich von ihre Mann trennen möchte, ihr aber die Legetimation fehlt. Aufgrund der Werteinstellung des konservativen Elternhauses schafft sie es einfach nicht sich loszusagen.

    Wenn Georg sie allerdings schlagen würde oder sie einfach verlässt, dass wäre ihre scheinbare Befreiung vollbracht. Und gerade in der Schlußszene scheint ja genau das zu passieren….

  2. RT

    Stimmt, das könnte ein weiterer Aspekt sein.

  3. Axel

    (Spoilerwarnung)
    Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie ihn verlassen wollte. Ich glaube, sie wollte irgendeine Form von Anerkennung. Überdeutlich wurde das in der Szene bei ihren Eltern, als sie seine Beförderung „feiern“ und sie ihren eigenen Erfolg versucht anzubringen. Niemand nimmt sie ernst. Alle behandeln sie wie ein krankes Kind, das man trösten muss.

    Als sie die Anerkennung im Guten nicht bekommt, versucht sie es im Bösen. Eine klassische Kampfbeziehung. Wie ein Kind, das unartig ist, um die Aufmerksamkeit der Mutter oder der Erziehering zu erlagen. Sie geht fremd in dem Wissen, dass ihr Mann sie erwischen wird. Nur in der Hoffnung, dass er sie endlich mal ernst nimmt. Er tut es nicht. Er sieht es als Teil ihrer „Krankheit“ für das man Verständnis haben muss. Sie ist wie ein Kind, dem keine Grenzen gesetzt werden. Das immer nur gegen Gummiwände boxt und dadurch nie eine Konsequenz des eigenen Handelns sieht. Daran würde jeder verzweifeln.

    Sollte ich nach der Ursache suchen, würde ich nicht bei ihm, sondern weiter in ihrer Vergangheit anfangen. Bei den Eltern. Sie sind ja der Inbegriff von Widerlichkeit. Wie man so mit seinem Kind umgehen kann… Regelmäßig kosten sie die Erniedrigung aus, dass sie immer noch finanziell abhängig sind. Statt ihnen die Summe, die ihnen offensichtlich nichts ausmacht dezent per Dauerauftrag rüberzuschieben, wird immer live beim Essen mit großer Geste ein Scheck ausgeschrieben. Grandios gespielt aber inhaltlich zum Fußnägel-aufrollen. Als ihr Papa ihm ein Geschenk machte zur Feier der Beförderung, konnte ich mich kaum auf dem Sitz halten. Ich sag nur: „Schlüpf mal rein.“ *schüttel*

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