Sprachlose Chefin im Radio

Karen Grunow und Robert Tiesler erinnern sich an die Anfangszeit der Jugendredaktion

MAZ Oranienburg, 4.7.2007

1997, als die Jugendseite erstmals erschien, hatte Karen Grunow die Zügel in der Hand. Ihre Aufgabe übernahm später Robert Tiesler. Ein Gedankenaustausch zum zehnten Willi-Geburtstag.

Robert Tiesler: Zehn Jahre Willi. Kannst du dich eigentlich noch an unsere allererste Redaktionssitzung erinnern?
Karen Grunow: Naja, keiner kannte sich, die damalige MAZ-Lokalchefin Ina Nehls hatte eine kleine Truppe organisiert, die die erste Jugendspezialseite stemmen sollte. Ich war noch völlig planlos. Was haben wir damals aus den wirren Ideen denn gemacht?

Robert: Auf der ersten Seite am 1. Juli 1997 hatten wir einen Beitrag über den Christopher Street Day in Berlin. Und über eine Frau, die sich um Jugendliche in Hennigsdorf kümmert. Redaktionssitzung war jeden Freitag, erschienen ist die Seite immer dienstags.
Karen: Nach der ersten Motivation nahm die Beteiligung an den Sitzungen aber schnell ab. Fleißig waren trotzdem alle. Die meisten gingen ja auch noch zur Schule. Das war perfekt, um die passenden Themen auszugraben. Apropos Sitzung: Ich erinnere mich gut an unseren Einsatz als Bollmann-Büroteam bei Radio Fritz. Du warst am Telefon souverän. Ich total sprachlos.

Robert: Sprachlos ist gut! Deine Gesichtszüge entgleisten, und du hast kein Wort rausgebracht, als du im Radio warst. Was sich im Radio ja super macht. Apropos telefonieren: Haben wir nicht mal im Kit Kat Club angerufen?
Karen: „Ja, äh, hallo, ähm, ich bin der Stefan. Haben die Gäste bei euch, ähähm, wirklich richtig Sex? Ähm, mmhmm. Ich bin ja sooo schüchtern! Muss ich mir dann auch Kondome mitbringen?“ Wir haben damals auch ziemlichen Blödsinn verzapft. Waren aber eine prima Truppe. Und konnten uns im Sitzungszimmer der MAZ-Redaktion gut einigeln.

Robert: Stimmt, aber den Glaskasten haben sie ja voriges Jahr abgerissen. Irgendwann 1999 hast du Willi verlassen. Warum eigentlich?
Karen: Ich war halt zu teuer, Honey! Die neuen Verlockungen lagen im Internet-Boom. Auch schon wieder Schnee von vorvorgestern. Kurze Zeit später wurde Willi dein neuer Spitzname. Weiß hier in der Redaktion überhaupt noch jemand, wer du wirklich bist?

Robert: Doch, doch. Obwohl: einige nennen mich hier tatsächlich Willi. Das sollte mich nachdenklich machen. Dein Nachfolger war übrigens Matthias Gottwald, nach einem halben Jahr habe ich das Ding 2000 dann übernommen.
Karen: Und, musstest du an unserem tollen Konzept von damals etwas ändern?

Robert: Als du weg warst, hat uns die Chefetage immerhin Farbe auf die Seiten gebracht. Neue Serien und Reihen wurden ins Leben gerufen, und der Serviceteil ist ein wenig umfassender geworden. Ach ja, und wir haben die Redaktionssitzungen abgeschafft.
Karen: Oh! Na ja, wir waren aber auch immer ziemlich chaotisch. Und jetzt? Lässt du Kritik eigentlich noch zu, wenn ihr keine gemeinsamen Sitzungen macht?

Robert: Nie! Nein, im Ernst: Das läuft alles über E-Mail, Messenger und Telefon. Und die Redaktionstür steht sowieso immer offen. Jeder, der Themen hat oder kritisieren will, kann sich also melden oder vorbeikommen. Das funktioniert sehr gut.


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