Bist du ein Prinz?

Es ist etwa 20.45 Uhr und wir sitzen im Innenhof der Berliner Kulturbrauerei. In ein paar Minuten beginnt im Frannz das Konzert von Kim Frank, vorher spielt noch Bosse solo und unplugged.
Das kann sich also noch hinziehen. Also warten – und gucken. Da hinten zum Beispiel – dieser blonde Typ: Das könnte doch glatt einer der Prinzen sein, oder? Ich stimme Sabi zu, wobei natürlich die Frage im Raum steht, warum ausgerechnet hier einer der Prinzen vorbeilaufen sollte. Man könnte ja zu ihm hinrennen und ihn fragen: „Bist du ein Prinz?“ Machen wir natürlich nicht, wir bleiben schön sitzen.
Ina lernt schon mal für ihr Englischreferat, Sabi schreibt wichtige SMSen an *PIEEEP*. Und Kim Frank hopst in seinen roten Tourbus, der seitlich von uns parkt.
Gegen 21.30 Uhr entschließen wir uns, den Club im Frannz zu betreten. Nicht ohne festzustellen, dass an einem der Tische im Biergarten vor der Kneipe Tobias Künzel saß. Einer der Prinzen. Der Blonde. Also doch ein Prinz. Er war’s also tatsächlich, Sabis Augen haben sich nicht getäuscht.
Im Club ist Bosse fast durch. Nur er und die Gitarre – klang gar nicht mal so schlecht, vielleicht hätten wir uns das doch ganz reinziehen sollen. Andererseits hätten wir dann ja nicht draußen Kim Frank nachgaffen können. Ist ja auch Wahnsinn – so ein Sänger, der in einen Bus steigt…
Ich habe Franks Album „Hellblau“ ja ehrlicherweise in den vergangenen Wochen recht lieb gewonnen. Zumindest gehört es zu den wenigen, die man von vorn bis hinten durchhören kann. Ein richtiger Erfolg war die CD jedoch nicht. Sonst hätte Kim Frank ganz sicher eine größere Veranstaltungsstätte als das Frannz füllen können. In den kleinen Club in Prenzlauer Berg passen vielleicht 120 Leute. Nicht viel.
Und so gut das Konzert auch war, ich kannte ja alle Lieder, es war irgendwie auch ein wenig traurig. Da rackert sich eine Band ab, der Sänger müht sich – und es ist eben doch nur ein Miniclub. Die Szenerie wirkte manchmal wie eine alternde Schlagercombo, die zu einer Supermarkteröffnung spielt. Diese Art der Popmusik (ja, man kann fast Schlager sagen) hat es nicht verdient, in so kleinen Läden zu verenden.
In der lauen Frühlingsnacht liefen wir dann von der Kulturbrauerei zurück zum Bahnhof Schönhauser Allee. Was schöner ist, als den sicher stickigen Schienenersatzverkehr zu nutzen…


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