Einmal pro Woche plaudern

Annegret Grassow kümmert sich ehrenamtlich um eine 98-Jährige

MAZ Oranienburg, 19.5.2007

VELTEN
„Ich mache es gerne und freue mich immer drauf.“ Einmal in der Woche bekommt eine 98-jährige Dame im Veltener Caritas-Seniorenzentrum „St. Elisabeth“ Besuch. Annegret Grassow kommt vorbei, um sich mit ihr zu unterhalten oder um spazieren zu gehen. „Die Frau ist altersblind“, erzählt die 59-Jährige aus Bötzow. Seit drei Jahren kümmert sie sich ehrenamtlich um die Rentnerin. „Sie ist geistig noch sehr rege, immer interessiert am Tagesgeschehen, hört viel Radio. Sie weiß oft mehr als ich.“
Annegret Grassow arbeitete 30 Jahre lang im Personalwesen einer Hennigsdorfer Firma, bevor sie 2003 in den Vorruhestand ging. „Ich habe durch meine Mutter bereits Kontakt zu der Pflegeeinrichtung gehabt, weil sie während unserer Urlaube dort zur Kurzzeitpflege war“, erinnert sie sich. Als sie dann Zeit hatte, hat sie sich an das Seniorenzentrum gewendet. Seelsorgerin Schwester Lucia hatte Annegret Grassow anfangs drei Frauen vermittelt, um die sie sich kümmern konnte. Momentan beschränkt sie sich jedoch nur auf die 98-Jährige.
Als sich die Frauen vor drei Jahren kennen lernten, haben sie sich vorsichtig angenähert: „Ich erzählte ihr aus meinem Leben und sie mir von sich. Inzwischen ist daraus ein recht enger Kontakt geworden“, sagt sie. „Ich erzähle ihr, was in meiner Familie los ist.“ Als der Mann von Annegret Grassow krank war und sie die Frau mehrere Male nicht besuchen konnte, habe die Rentnerin sich auch immer wieder nach dem Stand der Dinge erkundigt.
„Wenn Veranstaltungen im Heim sind, gehen wir auch gemeinsam dorthin“, erzählt die Bötzowerin. Trotz der Blindheit „ist sie eine sehr zufriedene Frau, gar nicht verbittert oder fordernd“. Während der Spaziergänge, wenn sie ihre Runden im Park drehen, beschreibt Annegret Grassow immer, was sie sieht.
Meistens fährt die Vorruheständlerin mittwochs oder donnerstags nach Velten. „Da wartet sie dann auch drauf. Im Heim erleben die Menschen ja auch nicht mehr so viel.“ Das sei auch immer der schönste Augenblick: „Wenn ich komme und sehe, wie glücklich sie ist und wir dann erstmal die Neuigkeiten austauschen.“
Annegret Grassow findet gar nicht mal, dass ihr Engagement am Seniorenzentrum eine so besondere Sache sei, eher etwas ganz Normales: „Jeder, der Interesse daran hat, etwas auf dem sozialen Gebiet zu geben, kann das auch tun“, sagt sie.


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