Elephant

MO 14.05.2007, 20.40 Uhr, arte

Eine gute Stunde wohnt der Zuschauer in „Elephant“ dem normalen Treiben in einer US-amerikanischen Schule bei. Sieht in langen Einstellen beim Sportunterricht zu. Lauscht einer Diskussion darüber, ob man Homosexuelle an irgendwelchen Merkmalen erkennt, wirft einen Blick in die Bibliothek, in den Essenssaal, den Schulflur, ins Sekretariat und und und. Dabei begegnen uns ganz normale Schüler in ihrem mehr oder weniger ganz normalen Alltag. Dann, so ganz nebenbei stiefeln zwei Jungs in Richtung Schule und warnen den gerade Rauskommenden nicht mehr wieder zu kommen. Eine Katastrophe bahnt sich an.
Das aber sehr langsam. Denn bis es zu eben dieser Katastrophe kommt, zeigt uns Gus van Sant, was zum Zeitpunkt des Beginns des Anschlags in der Schule los ist. Und ist dabei sehr geschickt. In langen Einstellungen verfolgen wir Schüler auf ihren Wegen durch die Schule. Spannung wird aufgebaut, weil man sich fragt: „Passiert jetzt irgend etwas?“ Als es passiert, wissen wir von vielen der Schüler, wo sie sich gerade aufhalten und was sie machen. In dem Moment, als sie sterben. Und das einfach nur, weil sie dem Weg der beiden Attentäter kreuzen.
Auch die beiden Jungs lernen wir vorher kennen. Eigentlich recht normal. Spielen Ballerspiele, sehen fern, pennen, quatschen. Ein „bisschen schwul“ scheinen sie auch zu sein (interessanter Gegenpunkt zur im Film gezeigten Gesprächsrunde über Schwule, ob man sie erkennt). Und dann kommt das Paket. Es kann geballert werden.
Und das merkwürdige ist: Als es los geht, rührt es einen kaum. Vorher hat der Film so viel Spannung aufgebaut, die dann irgendwie nicht mehr aufkommt. Irgendwie ungerührt verfolgt man, wie die Jungs alles und jeden niederschießen. Vielleicht, weil man die ganze Zeit darauf gewartet hat? Dennoch ist die plötzliche Wandlung der Jungs, nachdem sie das Paket öffneten, überraschend. Weil es doch irgendwie unerklärlich ist. Wir werden mit dem Versuch einer Erklärung, warum die Jungs das taten, allein gelassen. Machten sie das, weil sie sich rächen wollten? Weil sie gehänselt wurden? Vielleicht ist es gerade das, was verwirrt: Die Jungs scheinen doch erstmal recht normal.
„Elephant“ – ein durchaus besonderer Film.


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